XLVI
Schnaasds Biographie.
Carl
ihrer verstorbenen Mutter, Fräulein v. B., genoss sie eine sorgfältige
Erziehung und vermisste niemals die treue und selbstlose Liebe einer
Hutter bei dieser unverheiratheten Tante. Die Lage derselben machte
es wünschenswerth, dass das junge Mädchen, sobald es erwachsen
war, ein Anerbieten annahm, welches von Süddeutschland, aus einer
gräiflichen höchst vortrefflichen und ausgezeichneten Familie, an sie
gelangte. Sie lebte dort mehrere Jahre, ward mit Güte und Liebe
überhäuft, schloss sich den ältesten Töchtern des Hauses mit beson-
derer Innigkeit an und in einer andauernden Freundschaft erfreut
sie sich noch im Alter dieses Verhältnisses. Durch angenehme Er-
scheinung und feines Wesen ausgezeichnet, durch gute Formen und
Tact sich überall die richtige Stellung erwerbend, ware sie in diesem
edlen Hause ganz glücklich gewesen, wenn ihr nicht von früher
Kindheit an ein heftiges Kopfleiden manches Hemmniss gebracht
hatte. Nach langen glücklichen Jahren in diesem schönen Verhalt-
niss nöthigte sie ein Halsleiden zu einer Badecur in Ems, und da
die mütterliche Tante kürzlich gestorben war, so war es eine glück-
liche Fügung, dass eine Freundin (lerselben, eine Frau v. V. in
Düsseldorf, ebenfalls sich nach Ems begab und das junge Mädchen
dort ganz unter ihren Schutz nahm. Nach beendigter Kur nahm
diese Dame sie mit sich nach der schönen Rheinstadt für den nächsten
Winter 1832, wo Schnaase sie zuerst sah, und durch sein Verkehren
sowohl im v. Vfschen Hause, als in allen denen, wo man sie ein-
führte, ward die Bekanntschaft fortgesetzt und begründete den Wunsch
Schnaases nach einer Verbindung für's Leben, das, wie er hoffte,
dadurch das höchste Glück erwerben würde. Es war im Anfang
März, die Koffer gepackt, alles zur Rückkehr nach dem geliebten
F. vorbereitet, da wandte eine schnelle Verlobung alle Pläne. Noch
vier Wochen blieben die Verlobten in Düsseldorf zusammen, dann
kehrte die Braut noch einmal nach F. zurück, wo die alte Liebe und
Güte sie empüng, und dann im Laufe desselben Sommers die Hochzeit
gefeiert ward, und das Scheiden aus diesem seltenen Kreise der frohen
Brautden ersten dort empfundenen Schmerz brachte.
In den Briefen an seine Braut während der kurzen Trennung
der Verlobten spricht sich tiefe Dankbarkeit aus über das gewonnene