Volltext: Geschichte der bildenden Künste im 15. Jahrhundert (Bd. 8)

Zeitblom. 
Bartholomäus 
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Einbuge an der Stirne, die Augen sind oft klein und geschlitzt, 
lebendige Bewegung und dramatischer Ausdruck ist nicht gerade seine 
Sache, wo er, wie auf den Augsburger Tafeln, Martyrien darstellen 
muss, fallen sie wohl etwas lahm und schwach aus. Auch halten 
sich alle seine übrigen Bilder in dem Kreise milder, wenig bewegter 
Vorgänge. Seine Zeichnungw reicht bei grösseren Dimensionen nicht 
ganz aus; die Haltung der Hände und Füsse ist oft mangelhaft, selbst 
jener herrliche Johannes Baptista aus Eschach steht nicht recht sicher. 
Genreartige, humoristische Züge kommen nicht vor, die Landschaft 
ist wenig ausgefühirt"'i1nd ohne Interesse, auch liebt er Goldgrund. 
Seine Färbungnendlichsist. warm, kräftig und sehr harmonisch, aber 
doch leicht mit einem vorherrschend grauen, Tonej Was hauptsäch- 
lich an ihm anzieht, ist der Ausdruck des Gefühls und die demselben 
entsprechende Formgebung. Ein heiliger Ernst, eine fromme, demüthige 
Stimmung herrscht in allen seinen Bildern. Vor Allem spricht sie 
sichWn-atürlich in den haus, die denn auch von vorzüglicher 
Ausbildung und Tiefe sin ; die Männer würdig und kräftig, die Fragen 
und Engel allerdings in ihren gradlinigeFZügen mit einer gewissen 
Strenge, aber doch auch wieder höchst lieblich. Besonders wirksam 
18136311 auch die Gewandbehandlungwinit ihren langen ungebrochenen 
Linien und den richtigmabgemessenen breiten und kleineren Flächen. 
Die Linienfiilirung hat allerdings nicht den feinen Schwung, wie die 
besseren Bilder der frühen Kölner Schule, sie ist gradliniger, aber 
sie entspricht dadurch mehr der Natur, stimmt dadurch besser zu 
den individuellen Zügen der Köpfe und trägt dazu bei, den Ausdruck 
einerdemüthigen wahren Frömmigkeit zu geben, im Gegensatze zu 
der kühneren lyrischen Stimmung jener älteren Schule. Der Auf- 
fassung ist dann aber auch Färbung und Zeichnung, selbst mit Ein- 
schluss ihrer Mängel angemessen, so dass das Ganze in sich völlig 
harmonisch und befriedigend ist. Man kann unsern Meister nicht 
besser bezeichnen, als mit den Worten Waagen's, der ihn den Deut- 
schesten der deutschen Maler nennt.  
Die oben aufgezählten inschriftlich bezeichneten oder sonst un- 
sich übrigens auf keinem seiner echten Bilder findet) gewiss nicht von ihm her. Da.- 
gegen sollen die im Besitze des Fürsten zu Waldburg-Truchsess auf Schloss YVolfegg 
bei Ravensburg befindlichen colorirten Federzeichnungen sehr interessanten Inhalts 
(u. A. den Einfluss der Planeten auf die Menschen durch Volksscenen geschildert) nach 
Harzen a. a. O. S. 14 dem Zeitblom sehr verwandte Züge tragen. Auch E. Förster, 
der eine dieser Zeichnungen (die Luna) inwden Denkmalen Band III, Abth. 3 publi- 
cirt hat, schreibt sie einem schwäbischen Meister zu, der jedoch dem Martin 
Schongauer nahe stehe. 
	        
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