Volltext: Geschichte der bildenden Künste im 15. Jahrhundert (Bd. 8)

Schühleiu. 
Hans 
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Ulm selbst das Altärchen in der Sakristei des Münsters, im Innern 
die Kreuzigung in Schnitzwerk, auf den Flügeln aber die vorher- 
gehenden Momente der Passion (am Oelberge, vor Pilatus, Ecce homo 
und Kreuztragung). Auch die aus Kloster Zwiefalten stammenden 
Propheten und Sibyllen, früher im Besitze des Professors Hassler zu 
Ulm, jetzt in der Württemberigschen Alterthümersammlung zu Stutt- 
gart, zeigen iiandrische Technik, aber schon mit speciiisch Ulmischen 
Zügen 1). 
Der erste namhafte Meister, den wir hier in Ausübung dieser 
neuen Technik nachweisen können, ist Hans Schühlein oder Schiichlin, 
wie er sich selbst in der Inschrift auf einem bedeutenden uns zum 
Glücke erhaltenen Altarwerke nennt. Es befindet sich inder Kirche 
zu Tiefenbronn unfern Pforzheim, in derselben wo wir bereits das 
Werk 'ddesmLucas Moser von Weil kennen gelernt haben, und enthält 
in dem etwa 11 Fuss hohen und 7 Fuss breiten Schreine Schnitz- 
werk in 4 Fuss hohen Figuren, oben die Kreuzabnahine, darunter die 
'l'rauer über hqegwlleighnamChristi nebstieinzgelnengHeiligen. tlDie 
geöffneten Flügel zeigen daneben in je zwei Gemälden Christus vor 
Pilatus und die Kreuztragung, Grablegung und Auferstehungfjvmdie 
Kreuitiiagung mit landschaftlichem Grunde und Himmel, die andern 
auf Goldgrund. f," Die A1tärstaee1"2eigt"iin Innern die gemalten Brust- 
bilderThßti, der hier aber ungewöhnlich als König [mit Krone und 
Reichäjäfekdargestellt ist, und der Apostel, nach dem "Schlüsse ihrer 
Flügel aber die Vera Icon nebst den vier Kirchenvater-n.EFDarüber 
sieht man dann auf der Aussenseite der Flügel Verkündigung und 
Visitation, Geburt und Anbetung der Könige in fastlebensgrossen 
GestaltenlmärÄiiölidie Hinterwand des Altars ist mit Gemälden und 
zwar von acht einzelnen miligengestalten versehen, unter denen der 
heiligewQlrristopli. An denfiäfeilemwdes Schreins kommt wiederholt 
die Jahreszahl 1469 vor und zwischen Staffel und Schrein stehtdie 
ausführliche Inschrift, wonach diese Tafel in diesem Jahre zu Ulm 
von Hans Schüchlin gemalt istä). Schon das Schnitzwerk hat volle 
Gestalten, schönen einfachen Gewandwurf und ausdrucksvolle Köpfe. 
1) [Sind doch wohl aus der Werkstatt Zeitblom's hervorgegangen und später. 
Q) Die erste Beschreibung des Bildes gab Grüneisen im Kunstbl. 1840, S. 413, 
eine kunsthistorische Beurtheilung neuerlich Harzen in Neumann's Archiv für die 
zeichncndcn Künste, Band VI. S. 27. Die Inschrift (nur dort vollständig gegeben) 
lautet dahin: Anno doiiii MCCCCLXVIII Jare ward dissi daifel üif gesetz uü 
gantz uss gemacht vff sant Stefäs tag des bapst uü ist gemacht ze ulm vö Hansze 
Schüchliii Malern. Restaurata anno 1870, vgl. P. Weber, die gothische Kirche 
zu Tiefenbronn und ihre Merkwürdigkeiten, Karlsruhe 1845, eine Beschreibung 
der Bilder nach ihren Gegenständen und einige freilich unvollkommene Abbildungen.
	        
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