Biographie.
Carl Schnaasefs
XLV
Zeit jugendlicher Begeisterung, praktischer Anregung und frischen
geistigen Lebens schildert. Schadow bildete den Mittelpunkt des
Künstlerkreises, und Schnaase weilte gern in seinem heiteren Hause,
obgleich er sich auch ihm anfänglich nicht recht nähern konnte,
"vielleicht weil Schadow gegen den Hegelianer als solchen hat
mich Immermami in's Gerede gebracht Verdacht hat. Sonderbar
ist dieser Name am ganzen Rhein höchst verketzert."
Mit Immermann, dem er später wohl am nächsten stand, befand
er sich anfangs mehr auf dem Fusse einer bewaffneten Neutralität.
Er sagt von ihm: „Seine Persönlichkeit ist ungleich bedeutender als
seine Schriften. Geistreich und lebendig, mit scharfem, oft sophisti-
schem Verstande und mit vielen Kenntnissen beherrscht er die Ge-
sellschaft in allen Beziehungen, in ernsthaftem Gespräch wie im
Witze. Sein Humor ist ergötzlich, besonders da man es bei dem
leichten sprudelnden Witze nicht eben genau mit der Tiefe nimmt.
Er schreibt nun aber nicht anders wie er spricht und da ist denn
bei der Menge von schriftstellerischen Arbeiten neben seinen Dienst-
geschäften, neben einer Menge von verschiedenen Büchern, die er
liest, vollkommen begreiflich, dass er nicht feilen kann und dass ein
gewisser Mangel an Fornigefühl sich bemerklich macht." Erst als
Immermaml sein tiefstes Inneres in dem Merlin auszusprechen suchte,
als Schnaase des Freundes geistiges Ringen theilte und dadurch
verstand, wuchs das Verhältniss der beiden Männer zu der warmen
Freundschaft, die für Beide gleich beglückend blieb.
Uechtritz' Wesen trat schon bei der ersten Bekanntschaft ihm
wohlthuender entgegen. Sein Sinn für die grösseren Weltverhältnisse,
für eine reine plastische Form der Poesie, sein historischer Blick,
unermüdeter, sorgsamer Fleiss, seine bedeutenden Kenntnisse zogen
ihn an und ihr Verkehr war dauernd ein fruchtbringender.
Noch ehe die Niederländischen Briefe erschienen, nahm aber
Schnaasds Leben eine neue schönere Gestalt an. Im Hause des
Präsidenten v. V. lernte er Charlotte v. Schoenowska kennen, sie
ward seine Braut und im Sommer 1833 die treue liebevolle Gattin,
die seinem Leben das reinste, vollste Glück brachte. Sie war früh
verwaist und in ernster Schule herangewachsen, von einer Schwester