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Schulen.
oberdeutschen
Die
Kunstjünger der "Umgegend gern anschlossen. Der lvlünsterbau, vor
wenigen Jahren mit so grosser Begeisterung unternommen und ge-
waltig emporsteigend, forderte auchmalerischen Schmuck, und reizte
die vermögenden Bürger, Altäre in denselben zu stiften, deren im
Laufe des Jahrhunderts nicht weniger als 52 entstanden. Daneben
aber gab es noch jetzt Patricierfamilien, die wie in der vorigen Epoche
die Ehinger kunstsinnig und freigebig genug waren, um auch ihre
Häuser mit Gemälden zu schmücken, wie dies die noch jetzt erhaltene
Hauskapelle der Weickmanms beweistl). Wo so viel Arbeit zu voll-
bringen ist, fehlt es auch nicht an Künstlern, und die Urkunden des
städtischen Archivs ergaben zahlreiche zum Theil durch mehrere
Generationen wiederkehrende Malernamen, deren Bedeutung dadurch
gesichert ist, dass sie in alten Nachrichten und Contracten als die
Urheber umfangreicher Werke genannt werden 2). Ja wenn wir einer
Nachricht des Aeneas Sylvius Piccolomini trauen dürfen, hatte die
Kunst hier solche Anziehungskraft, dass auch Gßhrte, ausserhalb
der Zunft stehende Nlänner sich mit ihr und zwar in meisterlichcr,
nicht dilettgntischer Weise beschäftigtenß).
1) Das geräumige Patricierhaus ist jetzt zu einer Fuhrmannsherberge herunter-
gesunken, die Kapelle aber noch wohl erhalten. Sie ist von beschränktem Um-
fange und ihre Malereien aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts sind ohne
grosse künstlerische Tiefe, aber zahlreich und geschickt dem Raume angepasst.
2) Vgl. die Aufzählung solcher Namen bei Weyermanu a. a. 0., Jäger im
Kunstbl. 1833 Nr. 100, Grüneisen und Manch, Ulnfs Knnstleben S. 41 ii. Die
namhafteste dieser Malerfamilien scheint die der Acker, sie kommt schon 1413
vor. Jakob Acker malte 1473 die nicht mehr vorhandenen Orgeliiügel des Münsters
und 1483 die Seitenflügel eines Altars in der Kirchhofskapelle zu Risstissen,
jetzt in der Sammlung vaterlandischer Alterthümer zu Stuttgart. Grüneisen und
Mauch a. a. O. S. 42.
ß) Einer der Briefe des nachherigen Papstes (Opp. Epistola. 119), zwar ohne Datum,
aber ex Nova civitate d. i. aus Wiener Neustadt und mithin etwa 1444 und dem N icolao
de Ulm, insignis civitatis Esselingis Secretario, geschrieben, erwähnt nämlich unter
Anderem eines Gemäldes des heiligen Michael von der Hand dieses Nicolaus, das
Aeneas gesehen, und erklärt, dass er dem Apelles und Zeuxis an die Seite gesetzt
werden könne. Ein Unbekannter im Kunstbl. 1827, S. 100 behauptet, dass die Ueber-
schrift des Briefes einen Druckfehler enthalte und derselbe vielmehr an Nicolaus
de Wile, den bekannten Dichter und Uebersetzer gerichtet sei, dies ist indessen
nach den von Walchner im Kunstbl. 1828, S. 72 angeführten sehr schlagenden
Gründen nicht möglich und es wird dabei bleiben, dass der vielseitige Mann aus
Ulm stammt. Weyermann nennt diesen Nicolaus nicht und Jäger (Kimsthl. a. a. O.)
bekennt, nichts weiter von ihm zu wissen. Nagler im Künstlerlexicon s. v. Nico-
laus behauptet zwar, dass er als Maler in Ulm, Constanz und a. a. O. gearbeitet
habe, aber ohne Quellenangabe. Einiges Bedenken kann l1111' die FßSSüDg des
(übrigens in mancher Beziehung interessanten und merkwürdigen) Briefes erwecken,
Aeneas parallelisirt nämlich darin die Beredtsamkeit und die Malerei; beide, so