Volltext: Geschichte der bildenden Künste im 15. Jahrhundert (Bd. 8)

Friedrich Herlen. 
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componirt, aber Qbeyßäghligh (ausgeführt, und die Flügel eines Altars 
in der Sakristei der katholischen Kirche daselbst mit der Legende 
von der wunderbaren Rettung der Hostie bei dem Einsturz der Kirche 
sintfiüberaug rgizlos und roh und ohne das mindeste Gefühl für 
FarbenharmoniewNidht bloss den Künstlern mochte es schwer wer- 
den, sich jene fremde Weise anzueignen, sondern auch den Bestellern; 
die deutsche Frömmigkeit verlangte stark betonte Bedeutung und 
hielt wohl selbst die Hjrteefür ein Erforderniss eindringlichen Vor- 
trages. Auf einem Epitaphbild, früher in der Georgskirche, jetzt 
ebenfalls im Rathhause, mit dem Datum 1469, steht vor dem an- 
betenden Stifter, der rechts kniet, ein grosser Christus mit den 
Wundenmalen (hinter ihm ein rother, schwarz gemusterter Teppich, 
und zwar so, dass aus den Wunden der Füsse Piianzenstiele aufsteigen) 
welghe durch die durchstochenen Hände durchwachsen und so auf 
der einen Seite einen Weinstock bilden, dessen Traube sich in den 
links am Boden stehenden Kelch senkt, auf der anderen über dem 
KnieendenqßAehren bilden, also den Stoff der ihm als Laien allein 
zukommenden Hgstie. Die Zeichnung einer fast lebensgrossen, un- 
bekleideten Gestalt ging über das Vermögen des Malers hinaus, sie 
ist hölzern und steif ausgefallen, aber bei einer so abstrakten und 
spitziindigen Bedeutsamkeit konnte dem Beschauer auch kaum Zeit 
und Stimmung zur _Würdigung malerischer Vorzüge bleibenl). Ein 
Votivbild derselben Kirche in sechs Feldern auf Goldgrund, Momente 
der Passion darstellend, hat auf der Kreuzigung die Jahreszahl 1476 
und zeigt in der That durch die Marmorsäulen, die auf einigen Bil- 
dern angebracht sind, und durch die Fernsichten in städtische 
Strassen, dass er, ohne Zweifel durch Herlen, Kenntniss flandrischer 
Schule hatte, aber seine [Malweise ist roh und alterthümlich. Und 
so gingen denn auch Herlen's eigene Söhne ganz in dem gewöhn- 
lichen Geleise handwerklicher oberdeutscher Kunst, bis es später 
wieder dem Rath von (Nördlingen gelang, einen bedeutenden Künstler 
in der Person des Hans Schäuffelin hieher zu ziehen, der nun aber 
aus Dürer's Schule kommend auch ganz in dessen Geiste malte. 
Das reiche Ulm brauchte nicht, wie N ördlingen, einzelne Meister 
herbeizurufen, um selnen künstlerlschen Bedürfn1ssen zu genügen; es 
war der Sitz einer alten und zahlrelchen Zunft, der sich die begabten 
1) [Dieses Bild ist doch wohl_ in der Werkstatt Herlenh entstanden, was man 
namentlich an dem Kopfe des Stxfters erkennt] 
Schnaasefs Kunstgesch. VIII. 27
	        
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