XLIV
Biographie.
Carl Schnaasds
weniger als ich erwartete gefunden, aber dennoch mich mit manchen
Kunstansichten bereichert, und bin ungeachtet mancher Hemmungen
mit dem Ertrage dieser Reise ziemlich zufrieden. Sie hat mich, we-
nigstens für jetzt, gesunder und heiterer gemacht und mir wieder
einen festeren Standpunkt gegeben. Ich habe angefangen die Resul-
tate meiner Reise auszuarbeiten, um zugleich die Localerfahrungen,
die ich gemacht und mir durch manche Vorarbeiten und Bemühungen
erworben habe, auszusprechen, und zugleich die Realerfzthrungen
mehr, als es im Gedränge der Reise geschehen konnte, zu durch-
denken und in's System zu bringen. Dadurch, dass ich an die Form
geringe Ansprüche mache, nicht ein vollständiges wissenschaftliches
Ganzes geben will, sondern meine wissenschaftlichen Ansichten mehr
vereinzelt und an Locales und Historisches angeknüpft geben darf,
kann ich eher hoffen fertig zu werden, als es bei meinem früheren
Plane in Beziehung auf Geschichte der Baukunst geschehen konnte,
die denn freilich auch durch meine ungünstigen Schicksale ganz ver-
eitelt
wurde.
"Wahrscheinlich werde ich die Abhandlungen in einer Zeitschrift
herausgeben. Bis jetzt bin ich durch die Arbeit selbst zufrieden, es
war mir Bedürfniss mich auszusprechen und mir klar zu werden,
und das befriedige ich dadurch."
Auch an anderen Stellen sprach Schnaase sich befriedigt über
den geistigen Ertrag der Reise aus, "die seinen Blick geschärft habe,
so dass er glaube mehr oder weniger die Fragen, welche ihn be-
schäftigten, lösen zu können." Allinälig consolidirte sich der Stoff
in die Form der Niederländischen Briefe, die schon während
des
Entstehens
VOll
einem
Kreis
von
Freunden
mit
WHTIUGIB
Antheil
begrüsst wurden. Namentlich entstand durch diese Mittheilungen
eine warme Freundschaft zu Frau von Sybel, der geistreichen, fein-
sinnigen und edlen Frau, die auch so bedeutenden Einüuss auf Immer-
mann ausübte.
Immer inniger verwuchs Schnaase mit dein Rheinischen Leben,
und gewann den Boden lieb, auf welchem er nun zuerst als Schrift-
steller an die Oeffentlichkeit trat. Es war die Zeit der Anfänge, wie
sie Innnermann in seinen Düsseldorfer Studien nennt, und als eine