Friedrich
Herlen.
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Sein Todesjahr ist unbekannt 1), doch starb er ohne Zweifel zu Nörd-
lingen, wo sein letztes Bild die Jahreszahl 1488 trägt, und wo er
mehrere Söhne hinterliess, die ebenfalls hlalerMWaren und ihre Kunst
wieder auf ihre Söhne bis in das XVII. Jahrhundert hinein vererbten.
Von den frühesten Werken Friedrich Herlen's des Aelteren in
Nördlingen hatten sich ztjeiwFlügel erhalten, ohne seinen Namen, aber
in der durch seine beglaubigten Arbeiten bekannten Weise und an-
geblich mit der Jahreszahl 1459 Y).
Bald darauf, im Jahre 1462, hatte er Gelegenheit zu einer sehr
1) Die Aufschrift des in Beyschlag's Buch a. a. O. erwähnten, früher in der
Georgskirche, jetzt im Rathhause zu Nördlingen befindlichen Epitaphs lautet wört-
lich: Anno Dom. 1591 den 12. Tag October starb der Erenhaft und {irnem
Friedrich Herlin Stadtmaler allhie, und bezieht sich also nicht auf unsern Meister,
auf den sie (ohne Beyschlag's Schuld) Passavant K. Bl. 1846, Seite 177, Förster in
der Kunstgeschichte Seite 187 und Nagler in dem betreffenden Artikel seines
Künstlerlexikons mit Abänderung der Jahreszahl in 1491, Fiorillo I. 382 aber und
Becker im D. K. Bl. 1853, S. 293 sogar ohne solche Aenderung bezogen, obgleich sie
so eben von seinem im Jahr 1462 ausgeführten Gemälde gesprochen haben. Dieser
Stadtmaler, dessen Monument in jeder Beziehung den Charakter von 1591 trägt,
ist also ein Enkel oder noch wahrscheinlicher Urenkel unseres Friedrich. Ueber-
haupt wiederholen sich die Vornamen unter den Ahkömmlingen Friedrich Herlins des
Aelteren, und schon Müller in dem II. Bande von Beyschlags Geschlechtshistorie
verwechselt sie, während er ohne Beweise jedem derselben bestimmte Bilder bei-
legt; _Fiorillo ist gerade hier nachlässiger wie je. Weyermann (1829) gibt noch
mehr unverbürgte Nachrichten und Naglefs Lexikon hält sich verpflichtet, alles
dies zu protokolliren. Da diese Nachkommen sämmtlich künstlerisch unbedeutend
sind und schon der Jesse Herlin, der 1503 ein jetzt in der Bibliothek zu Nörd-
lingen befindliches jüngstes Gericht malte (Grüneisen und Manch a. a. O. Seite 38)
sich nicht mehr von den übrigen handwerksmässigen oberdeutschen Malern unter-
scheidet, scheint es unnöthig, auf weitere Details einzugehen.
z) Waagen a. a. O. I, 359 sah in Nördlingen bei dem Pfarrer der katholi-
schen Kirche einen Altariiügel mit der Jahreszahl 1459, welcher die Anbetung
der Könige und eine an einem Altar betende Nonne enthielt und den er Friedrich
Herlen zuschrieb. Ich konnte ungeachtet der Nachfrage bei dem jetzigen Pfarrer
und bei Nördlingemschen Kunstfreunden das Bild nicht entdecken, fand aber in
den Papieren deserwähnten Johannes Mtiller eine Notiz, die sich darauf bezieht.
Derselbe beschreibt nämlich zwei Flügel von Friedrich Herlen, als bei den Car-
melitern beündlich, von denen der eine oben Maria. mit dem Kinde, dem sie einen
Apfel reicht, und darunter die Beschneidung, der andere unten die Anbetung der
Könige, darüber aber die heil. Ottilie als Nonne betend enthielt und worauf er
eine Jahreszahl fand, die er zwar 1469 las, aber zugleich (weil sie ihm zweifel-
haft sein mochte) abzeichnete, wo dann die dritte Ziifer eine ungewöhnliche ist, die
aber keinestvegs 6, sondern nur 5 bedeuten kann und in dieser Bedeutung mehr-
malg und zwar gerade in Schwaben sehr ähnlich vorkommt. Anz. f. K. d. d. Vor-
zeit 1861, Seite 118. 152. [Der erstere der beiden Altariiügel mit Maria und dem
Kinde und der Beschneidung, allerdings in zwei Theile zersägt, befindet sich jetzt