Nirgends fand die Kunst dieser Zeit eine günstigere Stätte als
in Sgzhnnaben. Die Grundlagen dieser Blüthe waren schon in den
vorigen Jahrhunderten durch die politischen Schicksale des Landes
gelegt. Während nämlich in den anderen deutschen Gegenden auf
den Trümmern der herzoglichen Gewalt einzelne mächtige Landes-
herren sich hoben und ihre Herrschaft ausdehnten, hatte hier das
Kaiserhags der Hohenstaufen, indem es diese Gewalt für sich behielt,
das Aufkommen solcher grösseren Territorien verhinderty Schwaben
bestand daher bei dem Untergange dieses Hauses aus zahlreichen,
aber kleinen reichsunmittelbaren Herrschaften neben freien Städten,
deren gegenseitige Ansprüche ein Chaos von grösseren und kleineren
Fehden verursachten, welche zunächst das Aufblühen des reichen
Landes und damit auch das der Kunst zurückhielteri. Allein während
diese Unruhen die grösseren Häuser schmachten und theilten, hatten
die Städte mit ihrer bürgerlichen Zähigkeit allmählich sich soweit
emporgearbeitet, dass sie jetzt, unter dem Einflüsse der allgemeinen
Ursachen, welche die Blüthe der Städte in Deutschland förderten,
mächtig undetonangebend dastanden. Augsburg sammelte durch seinen
Welthandel fürstliche Reichthümer, Ulm erhielt durch gewerbliche
Thätigkeit, und Landbesitz eine Bedeutung wie wenig andere Com-
munen, aber wichtiger war es, dass neben ihnen noch eine grossc
Zahl mittlerer und selbst kleiner Städte bestanden, welche durch ihre
enge Verbindung gegen mächtige Feinde geschützt sich als selbst-
ständige, freie und wohlhabende Gemeinwesen und als geistige Mittel-
punkte ihrer Umgebung fühlten. Dies repßikanische Selbstgefühl
kam der Kunst zu Statten; jede dieser Städte wretteiferte ihre öffent-
lichen Gebäude, ihre erst jüngst entstandenen oder vergrösserten
Kirchen zu schmücken, in jeder fanden sich begüterte Bürger, welche
von Frömmigkeit oder Eitelkeit getrieben künstlerisch gestaltete Denk-
mäler hinterlassen wollten. Es gab daher fast in jeder dieser Städte
eine Zahlüygnlidalerng und Bildnern und die Kunst war sosehr öffent-
liches Bedürfniss, dass die Behörden, wenn es daran fehlte, geschickte
Meister durch Aufträge oder Begünstigungen zur Niederlassung be-
wegten. Da die zusammen wohnenden Meister nothwendig auf cin-
ander einwirkten und ihre Ansichten und Gewohnheiten mit ihrer
Werkstatt auf ihre Söhne und Schüler vererbten, bildeten sich zahl-
reiche Lokalschilen, die aber bei der Gleichheit der Verhältnisse
und Ansehauiingen und bei den engen Beziehungen benachbarter Ge-
nossenschaften im Wesentlighgnibereinstimmten und einen gleichen
Provinzielleir Charakter annahmen, der ihre Werke als die der s ch w äbi-