Schongauer.
Martin
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gauei- und seiner Schule zugeschrieben werden, Vgl. Kugler zur Ge-
schichte der Malerei. Bd. II, S. 442 ff. u. F. X. Kraus' Repertorium. D. H.]
Handzeichnungen, freilich sammtlich ohne Monogramm, aber mit
fester meisterlichefHand ganz in der Weise unseres Meisters gezeichnet,
sind in mehreren grossen Sammlungen erhalten, hauptsächlich in
Basel, in Wien und endlich in der Universitätsbibliothek zu Erlangenl).
Einen bedeutenden Schüler scheint er nicht gebildet zu habenß).
Zehn Stationsbilder im Chor der Peterskirche zu Strassburgg) sind nicht
gafü werthlose Compositionen in seiner Richtung, lebendig und mit
sehr bestimmter Charakteristik, in den letzterwähnten Bildern ist
auch noch das Bestreben erkennbar, Christus in idealer Schönheit
darzustellen, aber eine bedeutende Eigenthümlichkeit tritt in ihnen
nicht hervor und nicht lange nach Schongauers Tode kam durch
eine Mischung dieses Strebens nach Charakteristik mit dem derberen
Realismus der Dürefschen Schule ein carikirter Styl auf, der sich
weitvon seiner zarteren Weise entfernte. Wimpheling erwähnt dann
auch eines Malers Johannes Hirtz von Strassburg, den er höchlich
rühmt und von dessen daselbst erhaltenen Bildern er in den voll-
tönendsten Ausdrücken spricht4); indessen scheint nichts von ihnen
erhalten und es fragt sich, ob dies Lob nicht die Wirkung einer
persönlichen Gunst des damals ebenfalls in Strassburg lebenden
Schriftstellers war.
1) Die Beschreibung einer Handzeiehuung in dieser Sammlung, Welche muth-
masslich das eigene Porträt des Meisters enthält, s. Eye, Albrecht Düreis Leben
Seite 65 und 496.
2) [Hans Baldung Grien's Altarbilder in der Klosterkaiwelle zu Lichtenthal bei
Baden-Baden sprechen dafür, dass er Schongauefs Schüler war; indess hat sich
dieser Meister später ganz der Richtung Dürer's hingegeben]
3) Vgl. Passavant a. a. 0. und Waagen a. a. 0. II. 354 ff. Ich zählte in der
Peterskirche wie Passavant zehn, nicht wie Waagen neun Tafeln.
4) „Joh. Hirtz, Argentinensis, non est obmittendus, qui dum in humanis esset,
apud pictores omnes in magna fuit veneratione, cujus in pictura peritiam clarissimae
ac spcciosissimae imagines tum alibi, tum Argentinae in natali solo depictae testantur."
Grüneisen (Nicolaus Manuel S. G4) und Passavant (Kunstbl. 1846, S. 187) halten den-
selben identisch mit einem Johannes Herbst aus Strassburg, von dem anderweit ge-
meldet wird (vgl. Ulrich Hegner, Hans Holbein S. G3), dass er 1468 geboren sei, zur
Zeit der Reformation aber seine Kunst aus Besorgniss des Bilderdienstes aufgegeben
habe und zu Basel verstorben sei. Die Namensveränderung wäre möglich, indessen
Spricht Wimpheling von ihm schon in der Ausgabe von 1505 als von einem Ver-
storbenen, der also mit dem Zeitgenossen der Reformation nicht identisch sein
kann. Jedenfalls sind die auf der Bibliothek bewahrten Madonnenbilder, die er
ihm zuschreibt, ein Oelbild auf Holz und eine Fahne, für einen solchen zu alter-
thümlich, auch schien mir die darauf befindliche halb zerstörte Jahreszahl eher
1488 als 1508 zu bedeuten.