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Schulen.
oberdeutschen
Die
Ueber sein Geburtsjahr haben wir gar keine Nachricht, und wenn
er, wie man nach seinem mit der Jahreszahl 14531) versehenen Bild-
niss vermuthen muss, schon bald nach 1420 geboren sein sollte,
Würde man annehmen müssen, dass er erst später von dem Geschäft
des Goldschmiede zu dem des Malers und Kupferstechers übergegangen
sei. Er starb schon im Jahre 14882). Albrecht Dürer, der den
Wunsch gehabt hatte, unter ihm zu arbeiten, wurde durch den Tod
des Meisters daran gehindert. Als er auf seiner Wanderschaft im
Passavant, Peintre graveur II. 132. Einen in einem Manuscript in der Bibliothek zu
Danzig vor dessen Beendigung im Jahr 1458 eingeklebten Kupferstich hielt Passa-
vant früher (D. Kunstbl. 1850, S. 227) für eine Arbeit unseres Meisters, deren
Datum mithin festgestellt wäre. Er hat sich indessen jetzt (Peintre graveur I. 201)
davon überzeugt, dass derselbe ihm nicht gehört, sondern alterthümlicher ist.
1) [Andere lesen 1483 und nehmen in Folge dessen eine spätere Geburtszeit
Schongauefs an. Vgl. die scharfsinnig gegen einander abgewogenen Gründe Beider
bei Woltmann, Geschichte der Deutschen Kunst im Elsass, S. 228 5.]
2) Wir besitzen zwei urkundliche oder fast urkundliche Nachrichten über
seinen Tod. Auf der Rückseite eines Bildnisses von Schongauer in der Pinakothek
zu München Nr. 738 tindet sich ein Zettel mit unverkennbarer, aber zum Theil
verletzter und zerstörter Schrift des fünfzehnten Jahrhunderts, folgenden Inhalts:
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itlntlilt um: wcgcnt [vinzr kunß gcboxn 311
3x1 kulnmr. All: (t) 11m1 [cincn Öllcrn ain
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gcnnruß) 11'. iß (grün) rbrn 31x laulmar umw 11.99
(auf am) 21: (u Eng) ijurumlgßs. llcm guü gnnü.
3d] [ein jüngst {jnus hurgkulnir in; im: 1488.
In einem Kirchcnbuche des St. Martinstiftes zu Colmar dagegen findet sich
notirt: „Martinus Schongawer, Pictorum gloria, legauit v. ss. pro Aniuersario suo
et addidit 19 ss. 1 pf. ad Aniuersarium paternum a quo habuit minus Aniuersarium.
obiit in die purificationis hIarie (anno etc. LXXXVIIIO)" Während also jene Nach-
richt ihn am 2. Februar 1499 sterben lässt, setzt die zweite seinen Tod zwar auf
denselben Tag, aber um 11 Jahre früher, 1488. Das Kirchenbuch zu Colmar
ist aus älteren Notizen zusammengeschrieben, jener Zettel seines Schülers (wie
nicht zu bezweifeln des nachher berühmten Hans Burgkmair) ist zwar eine Privat-
notiz, tragt aber alle Zeichen der Echtheit. Dies veranlasste mich früher, un-
geachtet des ofüciellen Charakters des Kirchenbuches in demselben einen Irrthum
anzunehmen und der Versicherung Burgkmaiüs grösseren Glauben zu schenken,
vgl. meinen Aufsatz in den Mittheilungen der k. k. Central-Commission etc. 1863,
Seite 186. Ich muss jedoch, nachdem ich das fragliche Kirchenbuch selbst ein-
gesehen, der Ansicht des Herrn His-Heusler (Naumannls Archiv Band XIII.
1867, Seite 129 E.) beipiiichten, nach welcher durch die Einrichtung dieses
Kirchenbuches die Möglichkeit des Irrthums ausgeschlossen ist, und Vielmehr die
Jahreszahl 1499 in Burgkmaifs Notiz (welche in der That zwar deutlich geschrieben
ist, aber eine Verschiedenheit der Tinte und mithin eine spätere Gorrectur annehmen
lässt) irrig sein muss. Ich bekenne mich daher jetzt auch zu dem Todesjahre 1488,
3) Andere lesen statt geporn "casparn."