Schongauer.
Martin
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Diese Namensveränderung hatte denn auch eine Verdunkelung
seines Geburtsortes zur Folge, indem die Lokalforscher von Ulm
und Augsburg auf ihn Ansprüche machten, die sich an den Namen
Schön knüpften, welche man aber jetzt als vollständig widerlegt an-
sehen kann, M11; Ulm steht er in keinem Zusammenhange, mit
Augsburg nur durch seine Eltern, die aber schon frühe nach Colmar
übersiedelten. SeinMVaterg war Goldschmied und es ist daher wahr-
scheinlich, dass "er: selbst, ehe er Maler wurde, dies Gewerbe ge-
lernt und dadurch eine Vorbereitung zu der nachher mit so grossem
Erfolge geübten Kupferstecherkunst erlangt hat. {Als einen seiner
Lehrer i1n Stechen und zwar um 1430 nennt Bernhard Jobin in der
Vorrede zu seinen „Accuratae effigies pontiflcum maximorum" einen
gewissen Luprecht Rüst, von dem wir sonst nichts wissen1)]. Dass
er später in Flandern und zwar unter Roger van der Weyde d.
studirt habe, ist nach seinenArbeiten mit grosser Sicherheit anzu-
nehmen, aber keineswegs erwiesen, da es nur von einem späten
und unzuverlässigen Zeugen angegeben wirdä). Von seinen Gemälden
trägt nur eines, die Madonna im Rosenhag, die Jahreszahl und zwar
von 1473, seine Kupferstiche sind sämmtlich ohne__Datum3). Sie
scheinen aber wegenßilibrierlinneren Vollendung undrnach den Spuren
ihrer Einwirkung auf Andere nicht eher als von 1460 an bekannt
geworden zu sein.
wurde bei lateinisch Schreibenden in Martinus Bellus übersetzt (Beatus Rhenanus
bei Fiorillo II. 316.). Carl von Mander (F01. 203) nennt ihn Hupse Martin, ohne
seinen Geburtsort zu kennen; Lemaire hat diesen schon zu seiner Zeit in den
Niederlanden gebräuchlichen Namen in Hugues Martin entstellt und lasst ihn von
Frankfurt kommen. Die Franzosen nennen ihn Beau Martin und die Italiener
meistens Martino Tedesco, Belmartino oder auch Buonmartino, Vasari aber mit
offenbarer Verwirrung Martino d'Anvers0, und später (in dem Zusatze der zweiten
Ausgabe: Ueber einige flandrische Künstler, a. a. O. XIII. 148) sogar Martino
d'0landa, dem denn auch Condivi im Leben des Michelangelo gefolgt ist.
1) Quadt von Kinkelbach (1609) nennt ihn einen Schüler Israel's von Meckenem,
was keiner Widerlegung bedarf; vielleicht bloss weil er bei Wimpheling diesen vor
Martin Schön aufgezählt fand.
2) Lambert Lombard in dem oben erwähnten Briefe an Vasari sagt von Martin
Schön: il quale non abandono 1a maniera di Rogiero, suo maestro, und scheint
daher ein wirkliches Lehrverhältniss zu demselben angenommen zu haben. Allein
gleich darauf nennt er Albrecht Dürer „discep0l0 di esso Belmartino", was dieser, wie
wir genau wissen, niemals war. Er nimmt es also augenscheinlich mit diesen Angaben
nicht sehr genau und wird Martin Schongauers Verhaltniss zu Roger ebensogut
wie das Dürerls zu Martin bloss aus dem Anblick ihrer Arbeiten gefolgert haben.
a) Indess für eines seiner Blätter, den Tod der Maria, haben wir eine chrono-
logische Bestimmung, indem der Kupferstecher Wenzel von Olmütz es im Jahr
1481" copirte und auf dem Blatte neben seinem Namen die Jahreszahl angab.