Volltext: Geschichte der bildenden Künste im 15. Jahrhundert (Bd. 8)

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Die 
Schulen. 
oberdeutschen 
seinen Ruhml), und der gewaltige Einfluss, den er durch seine Kupfer- 
stighe Weithin ausübte, lässt sich noch jetzt erkennen. Dennoch sind 
wir über seine äusseren Lebensverhältnisse sehr unvollkommen unter- 
richtet und können nur die dürftigsten Umrisse als festgestellt an- 
sehen. Sein Familiennamen Schongauer wurde nach damaliger Sitte 
wenig gebraucht und er erhielt wegen seiner angenehmen Gestalt, oder 
mit einer anderen Beziehung von seinen Zunftgenossen den Beinamen 
des hübschen Martin, der dann von lateinisch schreibenden Schrift- 
stellern 'in Martinus Bcllus übersetzt und von anderen vielleicht auch 
durch Abkürzung seines ähnlich lautenden Familiennamens in Martin 
Schön verwandelt wurde, unter welchem Namen er Jahrhunderte lang 
in der Kunstgeschichte vorkommtß). 
tam fuit eximius, ut ejus depictae tabulae in Italiam, in Hispanias, in Galliam, in 
Brittanniam et alia mundi loca abductae sint. Extant Columbariae in templo D. 
Martini et S. Francisci praeterea Seletstadii apud Praedicatores in ara, quae divo 
Sebastiano sacra est, imagines hujus manu depictae, ad quas effigendas exprimen- 
dasque pictores ipsi certatim coniiuunt et si bonis artiiicibus et pictoribus fides 
adhibenda est, nihil elegantius, nihil amabilius a quoque depingi reddique poterit." 
Das ganze Kapitel ist bei Fiorillo G. d. z. K. in D. II. 280 abgedruckt, jedoch 
nach einer späteren Ausgabe, wo Martin Schön Colmariensis genannt ist. Beide 
Ortsbezeichnungen sind üblich. Dass wirklich Gemälde Martin Schongauefs schon 
damals nach Italien gekommen, können wir nicht beweisen, dagegen ist es in Be- 
ziehung auf seine Kupferstiche unzweifelhaft. Vasari versichert es zweimal (im 
Leben des Marc Antonio und in dem des Gherardo, in der angeführten Ausgabe 
V01. IX p. 259 und V S. 261), und zwar mit der genauen Bemerkung, dass dieser 
Gherardo„der, wie die Herausgeber V01. VI S. 166 nachweisen, um 1495 gestorben 
sein muss, nach mehreren derselben Copien gefertigt habe, die er (Vasari) besitze.  
Dass übrigens Martin mit Pietro Perugino „Briefe und Zeichnungen gewechselt 
habe", wie Grüneisen im Niclaus Manuel S. 192 ohne Quellenangabe erzählt, ist 
sehr unwahrscheinlich und dürfte auf einem Missverständnisse beruhen. 
1) Das Kirchenbuch nennt ihn: Martinus Schongawer, pictorum gloria; Dr. 
Chr. Scheurl (1515) lässt „ob celebrem famam" in Nürnberg den Gedanken ent- 
stehen, den jungen Albrecht Dürer zu ihm in die Lehre zu schicken; der Belgier 
Lemaire in seinem vor 1530 geschriebenen Gedicht: Couronne margaritique zählt 
ihn unter den berühmtesten Meistern des Jahrhunderts auf (de Laborde, Ducs de 
Bourgogne I. p. XXIV.), Lambert Lombard von Lüttich, obgleich als ein eifriger 
Anhänger der Renaissance schon vornehm auf diesen alten Meister herabsehend, 
gibt in seinem Briefe an Vasari (1565 bei Gaye, Carteggio III. 177) zu, dass seine 
Stiche „parevano miraculose in quel tempo", und dass alle berühmten Künstler 
Deutschlands von ihm abstammten; Vasari selbst endlich (im Leben (168 Marc 
Anton, neue Ausgabe IX. 258) bezeugt, dass seine Blätter, von denen er mehrere 
speciell nennt, unter den Künstlern in Italien grosses Aufsehen erregt hätten und 
von mehreren nachgeahmt seien, ja dass auch Michel Angele in seiner Jugend eines 
derselben nachgezeichnet habe. 
E) Schon seine Zeitgenossen Wimpheling und Scheurl nennen ihn Martin Schön 
Illltl diese Benennung erhielt sich bei den deutschen Schriftstellern (Sandrart) oder
	        
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