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oberdeutschen Schulen.
Die
vidualitäten sich scheiden und gerade diese mehr allgemeine und
iiusserliche Haltung ist für sie in dieser Epoche charakteristisch.
Ausser Nürnberg kann sich keine fränkische Stadt einer eigenen
Malerschule rühmen. Selbst in den bischöflichen Städten Bamberg
und Würzburg finden wir keine Spur bedeutenderer Leistungen 1) und
ein Flügelbild aus Aschaffenburg im Vaterländischen Museum zu
München, eine Stiftung von drei Brüdern Kaltofen um 1470, zeigt
ebenso wie die noch in der Stiftskirche daselbst erhaltenen Bilder
dieser Zeit nur einen derb naturalistischen Meister der Nürnberger
Schule.
In Köln und in Westphalen konnten wir keinen Künstlernamen
nennen, in Franken tritt uns zwar der des Wolgemutgentgegen, aber
er ist doch mehr der Nürnbergischer Kunst-
thätigkeit, als "eigeggrssewkünlsytlerischelndividhalität,'nie-selbständig
hervortritt. "in allen diesen Gegenden, wo die Kunst schon in der
vorigen Epoche geblüht hatte, schreitet sie auch jetzt in derselben
Weise gleichmässig fort, sie ist ein gemeinsames Werk und ein Ge-
meineigenthum, bei dem kein Einzelner hervorragende Verdienste und
Rechte hat. Auch der Einfluss der Eyckschen Schule hatte darin
keine Veränderung hervorgebracht. FlandrisgheMfllechnik lllltlvlälllf-
fassgngpmvlaifenfitni Niederrhein durch die nahe Nachbarschaft, nach
Nürnberg durch seine Handelsverbindungen gleichsam stückweise und
unvermerkt eingeführt und hatten sich stillschweigend mit den ein-
heimischen Traditionen gemischt. Anders gestaltet sich das Verhält-
niss da, wo sich keine so festbegründete Schule gebildet hatte und
die grösseren oder g erischen Bedürfnisse von einzelnen
eingewanderten Meistern befriedigt waren. Hier war begabten Künstlern
die Möglichkeit und der Trieb zu individueller Entwickelung gegeben,
zu der denn doch die Zeit,gekommen"ihraiümiffiermfinden wir auch
überall einzelne mehr oder weniger hervorragende und berühmt ge-
wordene Meister, vrelche die flandrische Kunst an Ort und Stelle
11 Für Würzburg ergeben Beckens Mittheilungen im D. Kunstbl. 18518. 404 und
Niedcrmeyers fleissige Kunstgeschichte von W. (1860) diese Negative. Becker fand
zwar daselbst theils in der Sammlung der Universität, theils in der des historischen
Vereins zwei znsammengehörende Flügel eines Altars mit lebensgrossen Figuren,
der eine mit zwei weiblichen Heiligen auf Goldgrund, der andere mit zwei Kirchen-
Vätern und auf der Rückseite mit dem Engel der Verkündigung, an denen er einen
Einiiuss Eyck'scher Schule und Verwandtschaft mit Zeitblom wahrüßhm und dabei
auf dem Blumentopfe mit der Lilie die Inschrift: Wilhelm P., also Wahrscheinlich
den Namen des Malers las. Allein in Ermangelung anderer ähnlicher Werke muss
man bezweifeln, dass der Maler ein einheimischer gewesen und ihn vielmehr der
schwäbischen Schule zuweisen.