Volltext: Geschichte der bildenden Künste im 15. Jahrhundert (Bd. 8)

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Schulen. 
Die oberdeutschen 
Mariä. Nach dem Schlüsse dieser innersten Flügel sieht man acht 
Gemälde, je zwei auf jeder Tafel, Momente aus dem Leben der beiden 
obengenannten Schutzpatrone, St. Johannes B. und St. Martin. Bei 
weiterem Schlüsse endlich stellen siöliüfdef" Mitte vier Momente der 
Passion dar, je zwei auf jeder Tafel, die Gefangennehniung, Pilatus' 
HanTlWaschung, die Kreuztragung und Kreuzigung und auf den fest? 
stehenden Flügeln wiederiimwie kolossalen Gestalten jener Schutz- 
heiligen. Die Arbeit war, wie schon jener Contract ergiebt, verzögert, 
vielleicht manches Jahr, und die Compositionen mögen daher noch 
von Wolgemut herrühren, aber die Zeichnunygjist schwach, die F arbe 
schwer und die Malerei selbst gewiss durchgängig von Gesellen aus- 
geführt, von denen einige schon aus andern Werkstätten zu dem alten 
Meister übergegangen zu sein scheinen, da sie den Einfluss Dürefscher 
Art oder sogar Anklänge an Schäuffelin zeigen. Das Ganze macht 
daher ungeachtet seines Gold- und Farbenglanzes durch diese stumpfe 
und ungleiche Behandlung der Tafeln einen sehr ungünstigen Eindruck 
und gibt ein Bild der Anarchie, die schon in der Werkstatt herrschte. 
Wolgemut lebte zwar noch, wie bereits angeführt, bis 1519, aber 
wir kennen nach diesem 1508 vollendeten Werke kein späteres. Er 
befand sich in hohem Alter, ohne Zweifel aber hat er während seines 
langen Lebens ausser jenen beglaubigten Werken noch viele andere 
geschaffen oder doch aus seiner Werkstatt entsendet, und eine nicht 
unbedeutend-e Zahl der durch mehr oder weniger alte Tradition nach 
ihm benannten Gemälde wird diesen Namen mit Recht führen. Zu 
diesen dürfen wir in Nürnberg selbst den jetzt in der Frauenkirche 
aufgestellten Altar mit derMesse des heiligen Gregor, eine der besten 
Arbeiten seines Styls, und das grosse Altarwerk in der Hallerschen 
Stiftungskapelle zum heiligen Kreuz. unfern des Johanniskirchhofes 
rechnen. Das Schnitzwerk des Schreines (die Grablegung mit sieben 
lebensgrossen Figuren) ist hier vorzüglich mschftin; die Gemälde, auf 
der Innenseite der Flügel, Kixzwtragung und Grablegung, äusserlich 
acht Momente ausdem Leben der Maria, sind zwar von kräftiger 
Farbe, aber in der Composition nästeifsverglygrren, in der Charakter- 
istik bald lahailbaltl. übertrieben, in der Ausführung ziemlich hand- 
werlgsmässig. Man hat wegen dieser Verbindung guter Farbe und 
unvollkommener Zeichnung die Arbeit in seine frühe Zeit, vor 1479, 
verlegen wollenl), aber sein fabrikmässiger Geschäftsbetrieb macht 
solche Schlüsse sehr unsicher. 
1) Ich kenne ihn nur durch die rühmende, anonyme Beschreibung im Kunst- 
blatt 1831, S. 46. Im Schrein die Himmelskönigin mit vier weiblichen Heiligen, 
auf den Flügeln in grossen Gemälden Geburt und Tod der Jungfrau; nach dem
	        
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