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Schulen.
Die oberdeutschen
oder mehreren Orten ungestalt wäre, sie zu ändern, bis sie von
Schiedsinännern als wohlgestalt anerkannt würde, wo sie aber der-
massen so grossen Ungestalt gewinne, dass sie nicht zu ändern wäre,
sie zu behalten und das Geld ohn' Abgang und Schaden zurückzu-
geben 1). Ohne Zweifel war diese niedrige Auffassung der Kunst nicht
eine von Wolgemut ausgehende, sondern die hergebrachte und von
allen seinen Mitbürgern getheilte. Ihn triift daher nur der Vorwurf,
dass er ungeachtet des grossen Rufes und der vielen ihm zugehenden
Bestellungen sich nicht darüber erhoben und als der angesehenste
der Nürnberger Meister nicht ein besseres Beispiel gegeben hat.
[Das früheste nachweisbare Werk von ihm sind die vier beider-
seits bemalten Tafeln, welche aus der Dreifaltigkeitskirche zu Hof
in die Pinakothek zu München (Saal I. 22. 27. 34. 39) gelangt sind,
auf den ausgestellten ___S_eiten dasGebet am Oe1berge,_ dieuKrenzigung,
die Kreuzabnahme und Auferstehung, auf denwlüglggseiteg M519; Erz-
liscwheqGruss, die die Apostel Bartholomäus und
Jacobus voreivneinlTeppich stehend, darüber in gothischer Schrift:
geburt MCCCCLXV iar ist dis werck gesatzt worden."
Diese Gemälde zeigen, dass er zu übertriebener Auffassung nicht ge-
neigt war. Sie sind eher zu gleichgültig, aber sonst durch die kräf-
tige Farbe, die gemässigte, feieglighe Haltung der Figuren und die
Anmuth der weiblichen Gestalten anziehend. Von einem andern Bilde
der Pinakothek (Saal II, 82), als Flügelbild ebenfalls auf beiden Seiten
bemalt und zwar mit der Gebggtmjlhristi _und_ der Vermählung der
heiligen Katharina, gilt dies in noch höherem Grade, da die ruhigen
Gegenstände dem Talente des Meisters mehr zusagten. Der andere
Flügel des Altars, vorne mit dem Gekreuzigten, hinten mit der Auf-
erstehung, jetzt in zwei Theile zersägt, befindet sich unter Nr. 42 und 43
in der Galerie zu Augsburg. Die Stifterin des Werkes, eine Frau
1) Meusel, neue artistische Miscellaneen, Stück IV. S. 176 ff. Der Gesammt-
preis des ganzen mit dreifachen Flügeln versehenen Altarwerks, einschliesslich des
Schnitzwerkes, war als Maximum (denn Sachverständige sollten einen geringeren
Preis bestimmen können) auf 600 ü. festgesetzt, etwa 3200 M. heutiger Währung
und also ein für jene Zeit ziemlich bedeutender Preis. Die Ausführung war ohne
Zweifelrda die Ablieferung im Jahr 1508 ausbedungen war und erfolgt ist, schon
länger begonnen, wie denn auch eine Tafel die Jahreszahl 1506 trägt Der da-
mals schon 73jährige Wolgemut hatte aber 400 d. Vorausbezahlung und dies
nebst der Verzögerung des Werkes wird die Besorgnisse des Magistrats und so
den gedachten Contract von 1507 veranlasst haben. Die Ausführung zeigt
verschiedene Hände und das Meiste ist ziemlich hölzern und wenig erfreulich, aber
das Ganze doch nach dem Maassstabe dieser Zeit und Schule nicht unwürdig.