Volltext: Geschichte der bildenden Künste im 15. Jahrhundert (Bd. 8)

Schule. 
Die fränkische 
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von St. Sebald u. s. w. eine noch grössere Entwickelung des Natura- 
listischen und Malerischen, aber doch nicht mit entschiedener An- 
lehnung an die iiandrisizlieüngächule. Nur ein Mal auf fränkischem 
Boden tritt diese "stäffk und unverkennbar hervor, nämlich in der 
St. Quniliertskirche. zu Ansbach an einem von dem Kurfürsten Albrecht 
Achilles gestifteten, nur theilweise erhaltenen Altarel), wo namentlich 
zwei Flügelbilder, die Verkündigung und rlie, Anbetung der Könige, 
ganz im Geiste der Eyck'schen Schule componirt und ausgeführt sind. 
Allein der Meister war, wie Styl und Farbe ergeben, kein Ein- 
heimischer, sondern aus einer andern deutschen, vielleicht aus der 
schwäbischen Schule, und die Stiftung hatte den Zweck, die Privilegien 
des Schwanenordens vom Jahre 1484, die hier ausführlich verzeichnet 
sind, im Andenken zu erhalten, fiel also in eine Zeit, wo der neuere 
Styl der fränkischen Schule und ihr Verhältniss zu der flandrischen 
schon völlig festgestellt war und von diesem Bilde keine Einwirkung 
empfangen konnte. Eine so vollständige Aneignung des iiandrischen 
Elementes wie bei Friedrich Herlen, oder eine so geistreiche und 
freie Benutzung desselben wie bei Martin Schongauer finden wir da- 
her bei ihr nirgends und nichts beweist, dass ihre Meister selbst an 
der Quelle geschöpft haben. Man kann vielmehr glauben, dass sie 
Wgmggäänjyßgidßlflllßtlg und mehr von ihren einheimischen Traditionen 
befriedigt, die wichtigen technischen Neuerungen nur aus zweiter 
Hand, schon von andern deutschen Schulen verarbeitet, empfangen 
haben. 
1) Vgl. Waagen a. a. 0. S. 316, der auf die Entstehung des Altars nicht ein- 
geht, sondern nur über den Styl urtheilt, mit den Abbildungen und Nachrichten, 
welche v. Stillfried in der neuen Folge der Alterthümer des erlauchten Hauses 
Hohenzollern mittheilt. Der Altarschrein enthält jetzt nur die Statue der Jung- 
frau, neben der wie es scheint zwei andere jetzt fehlende Heiligenbilder standen; 
die beiden erhaltenen Flügel (dass noch mehrere dagewesen sind, wie der Text bei 
v. Stillfried behauptet, ist nicht wahrscheinlich) sind auf beiden Seiten bemalt, auf der 
Vorderseite mit den im Texte angegebenen Gegenständen, auf der Rückseite mit 
den Darstellungen der Geburt und des Todes der Maria, beide von geringerer 
Hand oder mit roherer Behandlung als jene, aber doch nicht ohne Grazie. Auf 
der Altarstaffel sind vorn die Bildnisse des Kurfürsten, hinter dem zwei nament- 
lich bekannte Persönlichkeiten seines Hofes stehen, und seiner zweiten Gemahlin, 
Anna von Sachsen, die nur von einem Hündchen begleitet ist, auf reich gemustertem 
Goldgrunde sehr lebendig gemalt; auf der Rückseite des Schreines aber ist Maria 
als mater pietatis dargestellt, unter deren von Engeln gehobenem Mantel die Kinder 
und Schwiegerkinder jenes fürstlichen Ehepaares, mit Ausschluss der Kinder des 
Kurfürsten aus seiner ersten Ehe, knieen. Auf dem Lilienkrüglein zu den Füssen 
der Jungfrau auf der Verkündigung stehen die Buchstaben J. M. W., möglicher- 
weise den Namen des Malers enthaltend, welche man auf „Jacobus Mühlhglzgr 
Windeshemensis" C?) gedeutet hat-
	        
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