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Schulen.
oberdeutschen
Die
von der anregenden Berührung mit fremder Nationalität ausschliess-
lich auf handwerklichen Fleiss und Kleinhandel angewiesen war und
dazu einer gewissen Nüchternheit des Sinnes bedurfte. Ihre Meister
eigneten sich daher die tänifäöiiän Vortheile der neuen Schule, die
Farbenbereitung und PinselfüliFühEWffUf-llinalerei, mit Eifer an, aber
die Poesie"d'erselben geht ihnen nicht auf. Ihre Gestalten sind isllirt
gedachfimdlbstehen meistens ziemlich steif neben einander, die Um-
risse" sind spröde und hart, die Modellirung ist meist in zeichnender
Weise dürölißfrichlagen bewirkt, die Malerei immer noch Zeich-
m'g'"mit dem Farben sind zwar kräftig und leuchtend,
aber ohne innere Beziehung und harinon ejcbifilrlüng. Der hand-
werkliclltemflleiss und die technnisghev bildeten den Boden, auf
dem später, als die geistigen Gegensätze sich mehr lösten, der grösste
deutsche Meister fussen konnte, aber die leichtere Poesie, deren das
jetzige erste Jahrhundert der neuen Zeit fähig, war dieser Schule
versagt und alle Schwachen der deutschen Kunst dieser Epoche treten
gerade in ihr und vermöge ihres deutschen Fleisses recht deutlich
herVäTW"
Es scheint nicht, dass der Ruf der flandrischen Schule die frän-
kischen Meister frühzeitig zu unmittelbaren Studien anreizte. Zwar
ergeben schon die Gemälde eines sehr tüchtigen Meisters an dem
1453 gestifteten Kunigundenaltare der Löifelholzischen Kapelle in
StfSebald 1), so weit die Uebermalung sie verschont hat, durch ihre
rundlichenUGesichter,"faltenreichen Gewänder, freie Gruppirung und
architektonischen "Hintergründe einen wenn auch nur mittelbarenEin-
fluss der iiandrischen Schule, allein derselbe war hier noch vereinzelt,
da einige Jahre später die jetzt im Nationalmuseum zu München be-
wahrte Gedenktafel, welche in Pechtal (Diöcese Eichstädt) für den
im Jahre A355, aber auswärts auf einer Kriegsfahrt gegen die Türken
verstorbenen Pfarrer gestiftet ist 9), noch ganz im alten Style gehalten
erscheint. Freilich zeigen dann einige, anscheinend nicht viel jüngere
Tafeln, z. B. in einer Seitenkapelle der Hauptkirche zu Schwabach,
am Theocarusaltare in St. Lorenz, am Petrusschreine im Chorschlusse
1) Waagen, Kunstwerke und Künstler in Deutschland, I. 237, und Passavant
im Kunstbl. 1846, S. 190.
2) Das Bild, aus der v. Reidefschen Sammlung in Bamberg stammend, ent-
hält auf Goldgrund die Gestalten der Jungfrau Maria, der heiligen Magdalena und
Catharina und den knieenden Decanus Johannes Paur, Pfarrer von Peehtal, über
dessen Tod uns die Inschrift ausführlich belehrt, und der auffallender Weise, wohl
das einzige Beispiel dieser Art, bei geistlicher Tracht doch kriegerisch gerüstet
und mit Walfen neben sich dargestellt ist. Der Maler erscheint keineswegs 318
ein zurückgebliebener, sondern als ein ganz guter und rüstige!" Meister-