Berlin.
Gemälde in
2.75
endlich aussen die Verkündigung; Ein anderer Altar scheint alter,
da. er in Zeichnung und Modellirung strenger, steifer und unvoll-
kommener ist. Er giebt in kleinen Abtheilungen und zum Theil im
Hintergrunde der sehr ausgeführten Landschaft das Leben Christi
Von seiner Taufe bis zur Grablegung, wobei auch hier wieder die
Versuchung und die Scene mit derSamariterin nicht fehlen.
Mehrere Gemälde dieser Schule besitzt das Bteglhrei; Museum.
Das bedeutendste ist ein Flügelbild von massiger Grösse (h.
Nro. 606 d. Kat.) und schon um 1500 entstanden; in der Mitte die Kreuz-
abnahme mit den vorhergehenden und nachfolgenden Momweiiteiijaufden
Flügeln hier die Anbetung der Hirten, dort die (ler Könige, Es ist das
llWT-ineistüchtigen und technisch durchbildeten Meisters von ent-
schieden realistischer Richtung, der die Vorzüge der Eyck'schen
Schule sich wohl angeeignet hat, ohne ihr unbedingt zu folgen. Die
Farbe ist kräftig, klar und milde; Qldenes gerathm tianßdwnßchmuck
sind mit Vorliebe angebracht, aber abweiclieiiilvoniiblder ilandrischen
Weise nicht bloss illusorisch, sondern noch mitwxvvirkliclremm,ß_ol_ded,
gemalt, die Heiligenscheine Sogar omit eingepressten, VQIZiCIungen.
Die Figuren sind" verhäiltnissmassig grösser als dort, die Gruppen
daher gedrängter und der Hintergrund mit höherem Augenpunkte
gegeben, aber doch löst sich alles ziemlich leicht, und die Land;
schaft ist nicht bloss reich ausgestattet und belebt, sondernselbst
anmuthig. Die Zeichnung ist richtig und sicher, bei ziemlich schwie-
rigen Stellungen ohürleuäteifheit und Härte, die Gestalten sind wohl-
gebidet, die Frauen, obwohl alle mit wiederkehrender etwas eckiger
Gesichtsform und spitzem Kinne, zagjndelieblich, besonders hlaria
auf den beiden Seitentafeln. Aber die blanker sind ohne Energie,
Würde und treffende Individualität und dem gatäei"niia'e' "rentmäei
allen Vorzügen aßeilweinnvgreifendes Element, die Beschauer gehen leicht
an ihm TFtTBerÄ Es hat wedeqrwäemheitere Poesie der tiandrischen,
noch den Ernst der deutschen Meister.
Dasselbe gilt bei geringeren Vorzügen von dem Bilde Nro. 604
mit einer Darstellung aus unbekannter Legende, und bei dem dritten
dieser Bilder (Nro. 552), den Tod Maria darstellend, artet diese
äusserliche Praxis nun schon in stumpfe Gleichgültigkeit aus, die an
Rohheit streift. Ueberhaupt ergab sich auch diese Schuld), wie viele
1) [Wir dürfen nicht unterlassen zu bemerken, dass die obenerwähnten Bilder
alle entweder auf niederländischen, kölnischen oder westphälischen Einfluss zu-
rückgehen und eine eingesessene calcarer Schule überhaupt wohl nicht nachzu-
weisen ist. D. H]