zu Oalcar.
Die Flügel des Hochaltars
373
den Namen dieses ersten Meisters kennen, aber die Werke, die hier
entstanden, berechtigen uns, ihn anzunehmen. Sie zeigen nämlich,
dass ihr Urheber sich der Eycldschen als es
die von einer festen einheimischen Schultradition und von einem
andern Idealismus beherrschten Kölnischen und westphalischen Meister
vermochten, dass er aber zugleich für die weder in diesen beiden
Schulen noch in Flandern beliebte Verwung der Malerei! mit der
Holzplastik eingenommen ist und dieser ätzteifTechnil; eine blei-
bende und bedeutende Stellung in dieser Gegend giebt. Nicht sein
frühestes, aber wohl sein vorzüglichstes Werk ist der Hochaltar in
der Stiftskirche zu Calcarl). Der Schrein ist durch eine plasti-
sche, reich vergoldete Darstellung der Kreuztragung und Kreuzigung
mit "vieien Figuren und in landschaftlicher Vertiefung gefüllt; die
FlEEFZlEigemgen enthalten Gemäldefaufjeder Seiteraussen und innen
.16 fünf, im Ganzen also zwanzig, nämlich oben zwei einzelne, den
höchsten durch das herüberragende Kreuz gebildeten Theil des
Schreines deckend, AbrahamswQpfer und die ehernemSughlange, die
bekannten alttestamentarischen Parallelen der Kreuzigung, darunter
aber auf der einen Seite vier vorhergehende Momente derPassion,
auf der andern Aufegtehuhg, Himmelfahrt, P . und endlich
den Tod der Maria "(nicht also nach westphälis r Sitte das jüngste
Gericht); "Geschlgssen geben die Flügel, ebenfalls in zehn Bildern,
die Geschichte Christi von der Verkündigung bis zur Erweckung des
Lazamrundt zwar darunter der in mittelalterlichen Bildwerken höchst
ungewöhnliche Gegenstand des Gesprächs mit deraßamaxiterin. Es
iSt also nicht auf eine Verherrlichung der Jungfrau oder auf" eine
Verklärung Christi in mehr subjectiver Andacht, sondern auf eine,
getreue und ausführliche ErzählungwselnesLebgiwä abgesehen. Schon
diese Auswahl undvÄriofdiiiingwist völlig abweichend von den gleich-
zeitigen Werken der Nachbarschulen und weist über sie hinaus in
das innere Deutschland. Wie diese Anordnung ist dann auch die
Ausführung durchweg verständigt, massig, mit Empfindung, aber ohne
besdifdeiiiiwgßcllwung der Phantasie. Die Compositionen sind klar und
einfach, ohne,gellrdalltigewlinisgden undssohne überflüssiges Detail,
aber doch alles Nöthige und Namhafte berücksichtigend; die Haltung
und der Ausdruck der Figuren erinnern zuweilen an die Ruhe Rogers,
streifen bei gemeinen und bösen Gestalten wohl einige Male an Ueber-
1) [Die Flügel dieses Hochaltars, die schon eine hervorragend malerische Ent-
wicklung zeigen, sind urkundlich in den Jahren 1505.-1508 von Johann J oest
gemalt und gehören also noch nicht hierhelx]