Der sogenannte Meister Jarenus.
371
mit allen Nebenumständen, bis "zu derfrtigelei der Kriegsknechtg
ausführlich schildern, sondern auch die vorhergehenden_ und, ngggföp
genden Momente aufnehmen wollte. Während aber Roger und Memling,
epische Vortragsweise ausging, die einzelnen Momente
durch landschaftliche Anordnung und durch verschiedene Dimensio-
nen nach Maassgabe der Entfernungen anschaulich und in chronolo-
gischer Folge von einander trennten, hat unser Maler sie grösser
dargestellt und sie der ohnehin schon figurenreichen Hauptdarstellung
so nahe gerückt, dass sie sich mit derselben mischen und das Ganze
ein verwirrtes Gewühl bildet, in dem das Auge sich mit. Mühe zurecht
findet. Er will also dem Historischen und der Wirklichkeit bis in
alle Einzelheiten folgen und ist dadurch in den gemeinsamen Fehler
der übrigen deutschen Schulen verfallen, von dem die westphalische
bisher frei geblieben war, weil sie vom Historischen mehr ab-
strahirte und das Raumgefühl der älteren Schule mehr bewahrt hatte.
Dass selbst ein dazu so wenig berufener Meister wie dieser s. g.
Jarenus sich auf diese rczligtigcheulkleberfüllung einliess, beweist,
dass der idealistische Geist auch hier nicht mehr Widerstandskraft
hatte und dass auch diese Schule nahe daran war, tlgeijallgemeinen
Strömung zu folgen. Es ist nicht ohne Interesse, die Anordnung
tliesesiAltarwerkes mit der einiger früher erwähnten zu vergleichen.
Die Seitentafeln enthalten nämlich hier genau dieselbe Zusammen-
stellung wie auf dem Liesborner Hochaltar und auf dem Bilde zu
Lünen, nämlich einerseits Hergange der Ankunft Christi auf der
Erde, Verkündigung, Geburt, Anbetung der Könige und Darbringung
im Tempel, und andrerseits die seines überirdischen Lebens, Aufer-
stehung, Himmelfahrt, Ausgiessung des heiligen Geistes und das
jüngste Gericht. Neben der Mitteltafel von Liesborn, welche bloss
den Gekreuzigten mit einzelnen Heiligen enthielt, ist die Bedeutung
dieser Anordnung höchst verständlich. Nur_ Gottes, nichtwlwensßbßil"
werk, ntggßgliebliche Hund das Erhabefielaiidsludxder; Geschichte des
Tieilandes soll herausgehobenfallesjTrübefüiidmfbsejmwpas sich daran
hängt, fortgelassen werden; derDpfertodides Herrn ist zwar auch
hier Mittelpunkt der frommen Anschauung, aber nur als freies Opfer,
nicht als menschliches Verbrechen. Der Maler willwerhebeii, "nicht...
erschjjgmmt niääjäiizta [Passionsgeschichtembleibtl""daher einfach fort.
Bei dgm Bilde in Dünen ist dies schon nicht mehr so consequent
festgehalten; die Kreuzigung ist zwar noch nicht mit historischer
Umständlichkeit entwickelt, aber auch nicht mehr bloss angedeutet;
statt des Gekreuzigten zwischen Heiligen enthält die Mitteltafel ihn
mit den beiden Schächern. Die rohen Scenen der eigentlichen Pas-
24'