Volltext: Geschichte der bildenden Künste im 15. Jahrhundert (Bd. 8)

Der sogenannte Meister Jarenus. 
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 mit allen Nebenumständen, bis "zu derfrtigelei der Kriegsknechtg 
ausführlich schildern, sondern auch die vorhergehenden_ und, ngggföp 
genden Momente aufnehmen wollte. Während aber Roger und Memling, 
 epische Vortragsweise ausging, die einzelnen Momente 
durch landschaftliche Anordnung und durch verschiedene Dimensio- 
nen nach Maassgabe der Entfernungen anschaulich und in chronolo- 
gischer Folge von einander trennten, hat unser Maler sie grösser 
dargestellt und sie der ohnehin schon figurenreichen Hauptdarstellung 
so nahe gerückt, dass sie sich mit derselben mischen und das Ganze 
ein verwirrtes Gewühl bildet, in dem das Auge sich mit. Mühe zurecht 
findet. Er will also dem Historischen und der Wirklichkeit bis in 
alle Einzelheiten folgen und ist dadurch in den gemeinsamen Fehler 
der übrigen deutschen Schulen verfallen, von dem die westphalische 
bisher frei geblieben war, weil sie vom Historischen mehr ab- 
strahirte und das Raumgefühl der älteren Schule mehr bewahrt hatte. 
Dass selbst ein dazu so wenig berufener Meister wie dieser s. g. 
Jarenus sich auf diese rczligtigcheulkleberfüllung einliess, beweist, 
dass der idealistische Geist auch hier nicht mehr Widerstandskraft 
hatte und dass auch diese Schule nahe daran war, tlgeijallgemeinen 
Strömung zu folgen. Es ist nicht ohne Interesse, die Anordnung 
tliesesiAltarwerkes mit der einiger früher erwähnten zu vergleichen. 
Die Seitentafeln enthalten nämlich hier genau dieselbe Zusammen- 
stellung wie auf dem Liesborner Hochaltar und auf dem Bilde zu 
Lünen, nämlich einerseits Hergange der Ankunft Christi auf der 
Erde, Verkündigung, Geburt, Anbetung der Könige und Darbringung 
im Tempel, und andrerseits die seines überirdischen Lebens, Aufer- 
stehung, Himmelfahrt, Ausgiessung des heiligen Geistes und das 
jüngste Gericht. Neben der Mitteltafel von Liesborn, welche bloss 
den Gekreuzigten mit einzelnen Heiligen enthielt, ist die Bedeutung 
dieser Anordnung höchst verständlich. Nur_ Gottes, nichtwlwensßbßil" 
werk, ntggßgliebliche Hund das Erhabefielaiidsludxder; Geschichte des 
Tieilandes soll herausgehobenfallesjTrübefüiidmfbsejmwpas sich daran 
hängt, fortgelassen werden; derDpfertodides Herrn ist zwar auch 
hier Mittelpunkt der frommen Anschauung, aber nur als freies Opfer, 
nicht als menschliches Verbrechen. Der Maler willwerhebeii, "nicht... 
erschjjgmmt niääjäiizta [Passionsgeschichtembleibtl""daher einfach fort. 
Bei dgm Bilde in Dünen ist dies schon nicht mehr so consequent 
festgehalten; die Kreuzigung ist zwar noch nicht mit historischer 
Umständlichkeit entwickelt, aber auch nicht mehr bloss angedeutet; 
statt des Gekreuzigten zwischen Heiligen enthält die Mitteltafel ihn 
mit den beiden Schächern. Die rohen Scenen der eigentlichen Pas- 
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