Volltext: Geschichte der bildenden Künste im 15. Jahrhundert (Bd. 8)

Gemälde aus 
Soest. 
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Farbe ist kräftig. Die Henker sind individuelle, aus dem Leben ge- 
nommene Gestalten, aber ohne übertriebenemwälasslichkeit und massi- 
ger bewegt wie selbst auf 11h KölnefwPassionsbildern. Ueberhaupt 
hat der Maler dem Bilde ungeachtet der Menge grausamer Martern, 
die es enthält, eine rulriugaeuHaltung zu geben gewusst. Noch mehr 
gilt dies von dem heil. Erasmus, den wir zuerst im Kessel siedenden 
Oels mit gefalteten Händen und gesenktem Haupte andächtig betend 
und nachher bei der fürchterlichen Qual, welche ihn die Legende 
erleiden lässt, bei dem Auswinden der Eingeweide so freundlich 
lächelnd auf dem Brette liegen sehen, dass selbst der dabei stehende 
König in goldbrocatenem Gewande Mitleid zu empünden scheint. 
Die Henker sind theils phantastisch, theils mit dem altwestphälischen 
Kittelmbelileidet, die umstehenden Personen zum Theil portratartig 
aber der vorherrschende Charakter ist doch milde und erhaben. 
Beide Bilder haben reichen landschaftlichen Hintergrund, aber hier 
mit goldenem Himmel. Eine jetzt nicht mehr erhaltene Inschrift soll 
die etwas Atsjiäte, Jahreszahl 1489 angegeben habenl). [Diese Zahl 
findet sich in der That noch heute auf dem Bilde vor und zwar an 
dem Giebel des gothischen Baldachins, unter welchem der verur- 
theilende Fürst sitzt. Uebrigens scheint uns der Verfasser den 
Werth des Werkes ziemlich überschätzt zu haben. Vielleicht, wenn 
er es noch an seiner jetzigen, für den Beschauer so bequemen 
Stelle gesehen hätte, würde er gefunden haben, dass es zwar von 
einem liebenswürdigen, echt religiösen Geiste durchweht ist, der 
geistige Ausdruck dagegen und die formale Durchbildung in jeder 
Hinsicht doch gar gering sind. D. H.] 
Von nahekommendem Werthe ist eine grosse auf Goldgrund ge- 
malte Altartafel mit einer ügurenreichen Darstellung der Kreuzigung 
in der Marienkirche zur Höhe in Soest [vor mehreren Jahren in 
Berlin und glücklicherweise sehr pietätvoll restaurirt]. Die beglei- 
tenden Momente, Kreuztragung, Grablegung, Descensus u. s. f. sind 
im Hintergründe in der weiten Landschaft angebracht. Die Gestalten 
sind schlank, die Gesichter fein und besonders in der Frauengruppe 
ausdrucksvoll, die Kriegsknechte ohne grosse Uebertreibung, dabei 
ist die Farbe leuchtend und tief. 
Aus Soest stammt dann auch ein grosses ügurenreiches Flügel- 
bild im Berliner Museum, in welchem wir die idealistische Rich- 
tung der westphälischen Schule noch, aber bereits im Kampfe mit 
dem flandrischen Einflüsse und mit der wachsenden realistischen 
1) So versichert Becker in Kuglefs Museum 
Schnaaseäz Kunstgesch. VIII. 
1835, 
Nro.
	        
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