auch in Westphalen.
Flandxischer Realismus
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doch nicht der einzige dieser Gegend, welcher die tlandrische Kunst.-
weise hierher brachte. Ein Beweis dafür ist eine vereinzelte Tafel
des Berliner Museums (Nr. 1236, Abth. 111.), welche die heilige Jung-
frau zwischen je drei einzelnen, stehenden Heiligen (darunter S. Dionys
mit dem Kopfe in der Hand), in kleiner Dimension auf dunklem
Grunde enthält und mit der Jahreszahl 1468 bezeichnet ist. Die
ruhige Haltung der Gestalten, die Gewandbehantllung, der innige
Ausdruck der Köpfe erinnern an den Liesborner Meister; aber die
Farbe ist tiefer und kräftiger, die starkknochig gebildeten Gestalten
haben nicht den Ausdruck idealer Reinheit, sondern einen harten,
porträtartigen Charakter, mit den länglichen, treuherzigen Zügen des
westphalischen Stammes. Die übrigen Bilder im lllünsterlande und
im Paderbornischen zeigen, dass ihre Urheber dem Liesborner Meister
in der zarten Färbung und Idealität nachstrebten, obgleich sie sich
nicht auf seiner Höhe hielten. Eines der bedeutendsten derselben
ist ein Altarwerk in der Bartelsschen Sammlung mit der Anbetung
des Kindes auf der Mitteltafel, welches aus dem Kloster Marienfeld
stammt und den Namen des Malers N. Suehuneygr trägt, zwei eben-
falls früher in derselben Sammlung befindliche Bilder, das eine aus
dem Kloster Willibadessen bei Paderborn, gleichen einem Flügelaltar
mit der Darstellung des jüngsten Gerichts im Dome zu Paderborn
selbst und scheinen einem in dieser Stadt oder Gegend sesshaften,
nicht sehr begabten Maler anzugehören.
Ein bedeutenderei- Mittelpunkt als diese bischöfliche Stadt war
das reiche und dicht bevölkerte Sgest und in der T hat besitzen wir
noch eine ziemliche Anzahl theils dort erhaltener, theils von daher
stammender Gemälde, welche indessen alle nach ihren Jahreszahlen
oder nach inneren Kennzeichen intmeine,cetgsjavstßjüngerlgwßmgit fallen-
Daher mag es sich erklären, dass das auch hier vorherrschende ideale
Elementwmeistens schon reinennstälikernZusatz des Realistischen hat,
nainentlicln ailbe, gediangte wAiriordnung nein lllldilt
iinmerwgelingendes Streben hach dramatischer Hi-iivegung. Das älteste
dieser Bilder, ein Altar "im nördlichien"Seitenchor "der Wiesenkirche,
trägt die Jahreszahl 1473 und enthält in der Mitte die heilige
schaft der Maria, Männer, Frauen und Kinder in gothischer Halle
und auf den Seiten zwölf kleinere Bilder (vier davon noch auf der
Haupttafel) aus dem Leben der Madonna und der Kindheit Christi,
jedoch mit der Ausgiessung des heiligen Geistes schliessend. Diese
Flügelbilder sind zum Theil von anderer Hand und lassen an dem
Priester, welcher Joachim aus dem Tempel weist, an dem hlohren-
könige und sonst schon die Uebertreibung des Heftigen undHass-