Liesborner Meister verwandte
Dem
Gemälde.
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Wiese durch Goldgrund ersetzt. Der Meister kennt die Natur wohl
und weiss ihr gerecht zu werden, wie er aber schon in der Compo-
sition Schächer und Schergen fortgelasksen und das Kreuz zwischen
die edlenwastaaltenlhder Anhänger des Herrn gestellt hat, lässt er
sich auch in der Ausführung auf das Gewaltsame und Dunkle, auf
die ganze Schwerennd Mannigfaltigkeit des Körperlichen nicht ein,
sonderümäwsichliüijnixlireise des Edlen, Einfachen, Anmuthigeii" und
benmrure Nlatur, nur, um dadurch seine heiligen Gestalten" zu be-
leben. Auch ist ihm dies in hohem Grade gelungen; sie haben einen
Ausdruck von Seelenreinheit und Milde, der sie zu wahren Ilimmels-
bürgern macht. Besonders der jugendlich aufgefasste Benedictus ist
von wunderbarer Schönheit. Man kann sich den Werth des Meisters
vergegenwärtigen, wenn man ihn mit FraAngelico von Fiesole vergleicht,
dem er vielleicht (wenn wir aus diesem einen erhaltenen Bilde schliessen
dürfen) im Reichthum kindlich dichtender Phantasie nachsteht, den er
aber dafür in plastischer Kraft und ernster Haltung übertrifftl).
Andere Bilder von der Hand dieses Meisters, selbst jene vier
Altarwerke, welche der Chronist nennt, können wir nicht nachweisen,
und ein ebenfalls aus Liesborn stammendes, jetzt getrenntes Fluge]-
_bild trägt zwar verwandte, aber doch nicht ganz gleiche Züge. Die
Ml JjetZt in der Sammlung des Herrn von Zurmühlen in Münster)
enthält die Geschichte Constantins und des heiligen) Kreuzes, jedoch
(nach einer in Westdiihalenädwiederholt voüifkoinmenden Anordnung)
nicht in einem Gesammtbilde, sondern in zwei Reihen. In der obern
Hälfte sehen wir Constantin, dem das reuzes erscheint;
den Sieg über Maxentius erfechtend, in der nn___tern aber in zwei Ab-
theilungen zuerst die Auffindung des Kreuzes, wobei der Kaiser im
Büsserhemde erscheint, aber doch von einem Pagen in goldbro-
1) Prof. Haindorf, ehemals in Münster, später in Hamm, besass drei Engel, zwei
mit goldenen Kelchen und der dritte weinend, aus demselben Bilde und ausserdem
einige Fragmente, namentlich einen der drei Könige, mit der Linken nach der
Krone greifend und in der Rechten ein goldenes Gefäss haltend, deren Stelle
darin zwar nicht sicher, die aber des Meisters würdig sind [jetzt bei dem Ritter-
glltsbcsitzer Löb unweit Hammls, Haindorfs Sehwiegersohne]. Von den acht Frag-
menten bei Krüger sind nur zwei, jetzt bei seinem Schwiegersohne, Oberst v. Franken-
berg in Münster, der Engel mit dem Kelche und das Fragment der Geburt Christi
[das Kind von fünf knieenden jugendlichen Engelchen angebetet], geblieben, alle
übrigen befinden sich in London. Man kann sich kaum eines Gefühls von Bitterkeit
erwehren, wenn man daran denkt, dass diese Ueberreste eines der bedeutendsten
deutschen Meister in keinem unserer deutschen Museen eine Stelle gefunden haben
[und seit einigen Jahren grösstentheils auch wieder aus der Nationalgalerie entfernt,
wahrscheinlich in das Depot verwiesen sind]. Die Verzichtleistung auf eine "oder zwei
sehr entbehrliche Acquisitionen hatte die Mittel dazu verschafft.