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Schulen.
Die rheinischen
ziemlich grossen Dimensionen, doch sehr gutwgezeichnet. Dies gilt
selbst von der nackten Gestalt des Heiligen, an welcher die bleichere
Farbe der gewöhnlixclimßedäcktenlTheile ein Studium nach dem
delle beweist. Die Gewanglung ist einfach und stylmässig, die Com-
ptosition mit richtigem Raumgefülil igeößrtlnet und das Ganze durch
Naivetät des Ausdrucks und Reinheit der Form anziehend.
Vollendeter sind zwei im Chor von S. Severin zu Köln bewahrte
Flügel eines verlernen Mittelbiltles, jeder mit zwei Heiligen (St. Helena
und Stephan,"StÜ"Äpollonia u. St. Clemens) vor einem Teppich, hinter
welcheminan eine weissar gothische Architektur und blauen Himmel
sieht. Die Köpfe sind verhältnissmässig klein und von bleichem Colorit,
aber von grosser Milde und Schönheit, die zetcniltmgrzetrgt- von feinem
Gefühl für Natur iintl Linienschönheit, die Gewandung ist fein und edel
und die Farbe kräftig, so dass wir hier einen bedeutenden und eigen-
thümlichen Meister kennen lernen, von dem uns leider ausser diesen
statuarischen Gestalten nichts übrig geblieben zu sein scheint.
Derselben Richtung gehören dann zahlreiche, mehr oder weniger
verdienstliche Bilder dieser Schule an, die meistens jetzt im Museum
zu Köln vereinigt sind. Erst nach dem Jahre 1500 kam eine 53m8
WeisFÄuf, welche, von der altkölnischen Tradition stärker abweichend,
sich den gleichzeitigen flrandrischen Meistern etwas mehr näherte.
Den Entwickelungsgang der westphälischen Schulel) können
wir nicht so genau verfolgen, wie weil sie nicht,
wie diese, einen einigen Mittelpunkt hat und weil ihre Werke in
viel höherem Grade zerstört und zerstreut sind. Indessen ist soviel
zu ersehen, dass er im Wesentlichen jenem entsprach. Auch diese
Schule suchte, während sie die Technik und die natürliche Vortrags-
weise der Eyckschen Schule annahmjwtlen"idealenmäüsüücfwtler
früheren Zeit beizubehalten und sie that
Entschiedenheit und zum Theil mit grösscrem Erfolge. Namentlich
bildete sich hier ein Meister, der durch"Schönheitssinn und Reinheit
des andächtigen Gefühls alle seine deutschen Kunstgenossen überl
traf und dessen Werke, wenn sie uns unverkümmert erhalten waren,
einen hohen Rang in der Kunstgeschichte einnehmen würden. Seinen
Namen wissen wir nicht und pflegen ihn, weil das bedeutende Werk,
dem wir seine Kenntniss verdanken, aus dem ehemaligen Kloster
Licsborn im südlichen Theile des Münsterlandes stammt, den Lies-
borner Meister zu nennen. Es befand sich hier auf dem HochmEF,
warfwlemlifewnicht viel spätere Klosterchronilz berichtet, im Jahre 1465
1) S. besonders Lübke, die mittelalterl. Kunst in Westphalen S. 345 Hi, bei
dem sämmtliche von mir genannte Bilder ausführlicher beschrieben sind.