Volltext: Geschichte der bildenden Künste im 15. Jahrhundert (Bd. 8)

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Die rheinischen 
Schulen. 
massiger Grösse, jede fast drei Fuss hoch und etwas über zwei Fuss breit, 
die Hergänge vom Abendmahl bis zur Auferstehung enthaltend, jetzt im 
Museum zu Köln (N ro. 151-158 1). Nicht bloss der Einfluss jener Schule, 
sondern speciell der des Roger [und vor Allen des Dierick Bouts] ist 
hier in manchen Zügen unverlE-eimbar, obgleich der Sinn des Kölnischen 
Meisters dem dort Erlernten und Angenommenen eine andere Bedeu- 
tung gegeben hat. Für die feine Harmonie der Eyck'schen Schule, 
für die Poesie des Weltüberblicläs hat er gar kein Airge gehabt, er 
giebt wohl Hintergründe bald von Hügeln und" Wiesen, bald von Ge- 
bäuden, aber jene-in" dem bleichen, bräunlich grünen Ton der älteren 
Kölner Schule, diese ohne zTzHeieiide" Peispecltive. In allem dagegen, 
was die Personen betrifft, "fstrerrviel" szsrrgsarrler, er möchte gerne die 
höchste Naturwahrheit erreichen und überhäuft zum Theil die her- 
vortretenden Theile des Körpers, namentlich die Hände, mit Muskeln 
und anderen Details. Vor Allem kommt es ihm auf den Äffsdruck 
des GeistgegkunkdwnSittlichen an. Die Zuge Christi sind zwar durch- 
weg die einfach bürgerlichen, wie sie schonRoger hat und wie sie 
sich in der niederrheiiiisclieii Schule erhielten; aber er hat versucht, 
in ihnen das Pathos der verschiedenen Momente recht ergreifend zu 
schildern. BeiTein Abendmahle sind sie geistig [belebt und edel auf- 
gefasst, dann wird die Entstellung durch das mLeiden immer stärker, 
und endlich hat der Auferstehenrle wieder eine freudige Miene, welche 
nach den Kräften des Meisters dem Zustande der VerlaiTiCmg möglichst 
entspricht. Diese Bedeutung Christi noch mehr herauszuheben, sucht 
er nach Gegensätzen und manchmal mit gutem Erfolg; so ist bei der 
G-efangennehmung der Contrast zwischen der HeftiglgeitwdesßPetr-us 
und der unerschütterlichen Milde des Heilands sehr sprechend; da_ 
gegen ist die Itohheit der Kriegsknechte und Henker offenbar im 
Interesse dieses Gegensatzes zu ßstark und bis zur Cagicatui" ge- 
steigert. Manche Nebenliguren sind vortrefflich geschildert, wie 
Pilatus, der seine Verlegenheit durch eine angenommene vornehme 
Haltung zu verbergen sucht, und viele Köpfe ziehen durch porträt- 
mässige Individualität an. Aber die Zeichnung ist schwach, Iälb- 
proüle z. B. gelingen niemals und bei dein" Besträßäi nach voll- 
ständigem und ergreifendem Ausdrucke des Herganges sind die 
Gruppen verwickelt und die Bewegungen heftig und fähig gGWOFdEII. 
Der Himmel ist, golden und der Golgdystolf aifden" Gewändern nicht 
wie bei den" Eyck's gemalt, sondern nach alter Weise gepresst, 
aber die kräftige, obgleich manchmal zu bunte Farbe macht im Ganzen 
bei Passavant, Kunstreise 
Beschreibung 
die ausführliche 
418.
	        
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