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Die rheinischen
Schulen.
massiger Grösse, jede fast drei Fuss hoch und etwas über zwei Fuss breit,
die Hergänge vom Abendmahl bis zur Auferstehung enthaltend, jetzt im
Museum zu Köln (N ro. 151-158 1). Nicht bloss der Einfluss jener Schule,
sondern speciell der des Roger [und vor Allen des Dierick Bouts] ist
hier in manchen Zügen unverlE-eimbar, obgleich der Sinn des Kölnischen
Meisters dem dort Erlernten und Angenommenen eine andere Bedeu-
tung gegeben hat. Für die feine Harmonie der Eyck'schen Schule,
für die Poesie des Weltüberblicläs hat er gar kein Airge gehabt, er
giebt wohl Hintergründe bald von Hügeln und" Wiesen, bald von Ge-
bäuden, aber jene-in" dem bleichen, bräunlich grünen Ton der älteren
Kölner Schule, diese ohne zTzHeieiide" Peispecltive. In allem dagegen,
was die Personen betrifft, "fstrerrviel" szsrrgsarrler, er möchte gerne die
höchste Naturwahrheit erreichen und überhäuft zum Theil die her-
vortretenden Theile des Körpers, namentlich die Hände, mit Muskeln
und anderen Details. Vor Allem kommt es ihm auf den Äffsdruck
des GeistgegkunkdwnSittlichen an. Die Zuge Christi sind zwar durch-
weg die einfach bürgerlichen, wie sie schonRoger hat und wie sie
sich in der niederrheiiiisclieii Schule erhielten; aber er hat versucht,
in ihnen das Pathos der verschiedenen Momente recht ergreifend zu
schildern. BeiTein Abendmahle sind sie geistig [belebt und edel auf-
gefasst, dann wird die Entstellung durch das mLeiden immer stärker,
und endlich hat der Auferstehenrle wieder eine freudige Miene, welche
nach den Kräften des Meisters dem Zustande der VerlaiTiCmg möglichst
entspricht. Diese Bedeutung Christi noch mehr herauszuheben, sucht
er nach Gegensätzen und manchmal mit gutem Erfolg; so ist bei der
G-efangennehmung der Contrast zwischen der HeftiglgeitwdesßPetr-us
und der unerschütterlichen Milde des Heilands sehr sprechend; da_
gegen ist die Itohheit der Kriegsknechte und Henker offenbar im
Interesse dieses Gegensatzes zu ßstark und bis zur Cagicatui" ge-
steigert. Manche Nebenliguren sind vortrefflich geschildert, wie
Pilatus, der seine Verlegenheit durch eine angenommene vornehme
Haltung zu verbergen sucht, und viele Köpfe ziehen durch porträt-
mässige Individualität an. Aber die Zeichnung ist schwach, Iälb-
proüle z. B. gelingen niemals und bei dein" Besträßäi nach voll-
ständigem und ergreifendem Ausdrucke des Herganges sind die
Gruppen verwickelt und die Bewegungen heftig und fähig gGWOFdEII.
Der Himmel ist, golden und der Golgdystolf aifden" Gewändern nicht
wie bei den" Eyck's gemalt, sondern nach alter Weise gepresst,
aber die kräftige, obgleich manchmal zu bunte Farbe macht im Ganzen
bei Passavant, Kunstreise
Beschreibung
die ausführliche
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