Carl
Schnaasds Biographie.
XXXIX
aufzufrischen und mir darüber Notizen zu machen, auch eine zusammen-
hängende Uebersicht auszuarbeiten. Wenn ich mich ganz und kräftig
auf das Fach legen könnte, so möchte etwas (larails werden. Ich
fühle, dass ich für diesen Gegenstand mehr als für irgend einen
anderen geeignet wäre, und dass sich mir auf diesem Felde die Be-
ziehungen leicht darstellen und deutlicher, als ich sie bei Anderen
ausgesprochen finde. Mag auch meine Hoffnung und Absicht zu
sanguinisch sein, so würde mein Bemühen doch nicht ohne Frucht
bleiben. Jetzt ist es mir unmöglich, dass ich mich von anderer
Arbeit lossage, und ich setze die Beschäftigung so fort, wie die Zeit
es erlaubt, unbekümmert, ob daraus etwas wird oder nicht. Jeden-
falls ist noch eine Arbeit vieler Jahre nöthig, ehe etwas zu Stande
kommen kann. Mit Königsberg habe ich mich sehr ausgesöhnt. Da
die erforderlichen Bücher zunächst hier sind, ist es einerlei, ob meine
Arbeitsstube, die ich selten verlasse, hier liegt oder in Berlin. Mit
Hagen werde ich gewiss viel umgehen, er kann mir Manches nach-
weisen und es ist so süss sich der vergangenen Tage zu erinnern;
auch mir, wenngleich meine eiserne Resignation mein Gefühl weniger
aufkommen lasst."
Noch immer war der innere Kampf nicht beendet, in welchen
Schnaase sein italienischer Aufenthalt versetzt hatte. Er hat in
späteren Jahren noch ausgesprochen, dass er sich bei seinem ersten
Aufenthalt in Italien so in den Umgang mit der Kunst eingelebt, so
sein ganzes Wesen damit verwachsen gefühlt habe, dass er die Rück-
kehr zur Jurisprudenz eigentlich für unmöglich gehalten habe. Aber
gleich bei seinem Eintritt in Deutschland, bei seinem Aufenthalt in
München, wo ihn seine angegriffene Gesundheit schon sehr (lrückte,
hatte er niederschlagende Berichte über die Vermögensverhältnisse
der Familie erhalten, deren ganze Tragweite ihm erst bei der Rück-
kehr in die Heimath entgegen trat. Eine Handelskrisis im Früh-
jahr 1826 hatte nachtheilig auf das Geschäft gewirkt und in der
Handlung, die der Bruder für die Familie geführt, trat eine materielle
Insufticienz ein, wenn es auch nicht zum Concurs kam. Mutter
und Schwester verloren einen grossen Theil ihres Vermögens, es
erschien zunächst die Pflicht des Sohnes sich in ihrer Nahe zu halten,