Volltext: Geschichte der bildenden Künste im 15. Jahrhundert (Bd. 8)

XXXVIII 
Biographie. 
Carl Schnaaseß: 
mir, sie machen mir gewaltig viel und mehr wie sonst zu schaffen. 
Mancherlei Ursachen haben dazu beigetragen mich ernster zu stimmen 
und den letzten Rest jugendlichen Leichtsinns mir zu nehmen, so dass 
ich jetzt bedenklich und besorgt verfahre, wie unsere alten Herren. 
Doch vielleicht wird sich das noch nivelliren." 
„In mancher Hinsicht gefallt es mir jetzt hier besser wie sonst, 
wozu wohl hauptsächlich das Gefühl wirkt, sich wieder fest und 
heimisch zu sehen, des Zeitverlustes, der Sorge und Unbequemlichkeit 
des Reisens überhoben zu sein. Ich lebe höchst eingezogen und denke 
allen Umgang abzulehnen, für's Erste nur in einem Kranzchen zu 
bleiben, das zwischen Eichendorf, Lucas und einigen Anderen umgeht 
und dessen Ehrenmitglied ich geworden. Man kommt alle Woche ein 
Mal zusammen und beschäftigt sich mit Vorlesen von leichter Waare, 
Erzählungen u. dgl. Zu lernen ist nicht viel, ich bin aber sehr gern 
in dem Kreise. Hagen nahm mich mit einer Freude und einem 
Enthusiasmus auf, den ich ihm gar nicht zugetraut hatte, producirte 
seine Schätze und wurde des Fragens gar nicht satt. Er hat mir 
auch Atlskunft gegeben über das, was von Büchern hier zu haben, es 
sieht doch nicht so ganz schlecht aus. Die Bibliothek hat wenigstens 
das Nothdürftige und bei Privatleuten findet sich auch Einiges, so dass 
man mit massigen Ankäufen wird auskommen können. Meine Familien- 
verhältnisse sind zu drückend, als dass ich mich auf Ungewisses und 
Entferntes einlassen könnte, ich habe mein Versetzungsgesuch förmlich 
zurückgenommen. Hier stehe ich fest und linde mehr Leichtigkeit, 
meine Wünsche zu befriedigen, als vielleicht in Berlin. Nach dem 
Rathsavancement kann und werde ich anständiger und leichter hin- 
kommen. In Bezug auf meine wissenschaftlichen Plane werde ich 
zunächst die projectirte Beschreibung von Italien in kunstgeschicht- 
licher Hinsicht aufgeben. Obgleich es mir nicht an Daten zu dieser 
Compilation fehlen möchte, und ich mich im Stande glaube, sie zweck- 
massig und brauchbar für Reisende und Einheimische zu machen, 
so würde die darauf verwendete Zeit sich doch nicht belohnen.  
Mein Plan ist vielmehr die Kunstgeschichte von Italien selbst chrono- 
logisch durchzunehinen, die geeigneten Werke, wenn ich ihrer habhaft 
werden kann, zu benutzen, die Erinnerungen des (lazu Gehörenden
	        
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