Volltext: Geschichte der bildenden Künste im 15. Jahrhundert (Bd. 8)

Schranken zwischen idealer und realistischer Tendenz. 
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herausheben und dadurch, weil es ihnen an Mitteln der höhern Be- 
seelung fehlt, unverständligh  werden. Während 
die iiandrischenxBilder leben in Folge jener Mässigung, die sie als 
eure sittä" und schöne Form festhalten, bei llldniiainliinwjiesthulieidens 
und der Marter kalt undgefühllos erscheinen, verfallen die Deutschen 
eher in Uebeeygäjiiiä."iäesziaaers" aber tritt diese hervor, wo sie 
Henker oder Uebelthäter zu schildern haben, denen sie durchgängig 
derniiääeiigtäirnöenster Rohlieit_ undkGemeinheit bis zum Widerlichen 
oder bis zu nicht beabsichtigter Komik geben. Dasselbe Schwanken 
zwischen dem Idealen und dem Naturalistischen zeigt sich aber auch 
in feineren Zügen, namentlich in der Linienführung und Gewand- 
behandlung; neben den edel geschwungenenrLinien"desidealenv-Stylsu 
ünden sich die gebrochenen Falten, welche in Deutschland mit dem 
Beginn naturalistisclierwläestrebungen aufgekommen waren, in noch 
stärkerer Uebertreibung, als bei einigen iiandrischen Meistern. 
"Abeiräuchwabigesehen von dieser innern Verschiedenheit gingen 
schon durch die grösseren Dimensionen der Gestalten manche Vor- 
züge des tlandrischen Styls verloren. Indem man die einzelnen Mo- 
mente nicht mehr wie zur Zeit des idealistischen Styls durch wenige 
andeutende Figuren, sondern vollständiger und lebendiger darstellen 
wolltewuiidvdbch die einzelnen Abtheilungen des Altarwerkes nicht 
über ein gejvisseswhiaaßss ausdehnen durfte, war man genöthigt, ge- 
drängte Gruppen zu bilden, hinter denen dann die zur Andeutung 
der Localituartmiidthigen Berge und Gebäude hoch emporragten und 
den Raum fast vollständigäfiillten. Die bedueme geräumige Stellung 
der Figuren bei der Haupthandlung, die anschauliche Sonderung der 
einzelnen Momente bei epischer Folge, die weiten reizenden Fewrng 
sichten des Hintergrundes,  Vorzüge der iian- 
drischenBiltier verschwanden dadurch mehr oder weniger. Auch für 
die Harmqniäelüdheßrbplffarbe traten ganz andere Bedingungen ein; denn 
statt der jielgi, immer in kleinem Umfange angewendeten Farben- 
töne der iiandrischen Compositionen, welche sich leicht stimmen 
liessen, machten sich die Localtöne der Gewänder oder deswland- 
schaftlichen Grundes in grössereii, "schwerer auszugleichendenhlvlasseii" 
geltend. Dies war ohne Zweifel einer der Gründe, welche die deut- 
sehen Maler bestimmten, statt des blaudenrligiiminelgs_udeln Goldgrund 
anzuwenden, mit dem die bisherigtfldunstübung vertraut war. Frei-r 
lieh aber war dies heroische Mittel ein bedenkliches, indem es den 
Künstlern die Neigung und Nöthigung zu ieinererAusbildung des 
Farbensinnes entzog und das Auge gewohnte, sehr harte und grelle 
Uebergänge und Zusammenstellungen zu ertragen. 
	        
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