Schnaasds Biographie.
Carl
XXXVII
Fuss durchs Eilgadin nach Tirol und durch das bayerische Gebirge
nach München. Die einsame Wanderung kräftigte ihn körperlich
sehr und entschädigte dadurch für die aufgeivandte Zeit. In München
aber erwartete ihn viel Unangenehmes. Das Erste war eine gänzliche
Zerstörung seiner Gesundheitspläiie. Ein lilünchener Arzt, den er
consnltirte, widerrieth den Gebrauch jedes Brunnens, besonders des
Carlslaaders und hielt vielmehr kalte, nervenstürkende Bäder für beson-
ders zuträglich. Schnaase hatte sich ohne Noth in Italien übereilt und
empfand dies um so schmerzlicher, als er schon in München fühlte,
wie wenig lohnend eine Reise in Deutschland für seine Gesundheit
sei. Er beschloss nun den Weg durch die Rheingegenden zu nehmen,
beschäftigte sich auf der Reise über Augsburg, Ulm und Stuttgart
viel mit Kirchen und Galerien und suchte nach Möglichkeit seines
Missmuths Herr zu werden. In Heidelberg machte er einen Ruhe-
punkt und ging dann den Rhein hinunter bis Köln, wo ihn besonders
der Dom fesselte.
„Vv'enn man schon in Deutschland bleiben soll", schreibt er von
dort, „so ist die Gegend des Rheins noch die einzige, welche einige
kunstgeschichtliche Bedeutung hat. Man kommt hier doch wenigstens
bis nahe an die Karolinger."
Bei einem Aufenthalt in Berlin versuchte Schnaase persönlich
über eine Versetzung dorthin oder nach Breslau zu unterhandeln.
Da Aussicht auf eine baldige Vacanz in Berlin war, zog er vor, auf
diese zu warten und hoffte in den Bibliotheken zu Königsberg die
ihm nöthigen Bücher einigermaassen zu finden. Anfang October hatte
er in Danzig seine Familienangelegenheiten so weit thunlich geordnet
und sich in Königsberg niedergelassen. Am 24. October schreibt er
von dort an Roestell: „So wäre ich denn in Königsberg und in dem
alten ermüdenden Einerlei der Geschäfte, und von allem Schönen und
Anziehenden, womit ich mich in jener Zwischenzeit beschäftigte, bleibt
mir nichts als eine matte Erinnerung. Die ersten 'l'age vergingen in
der unangenehmen Sorge um eine Wohnung und langweiligen Be-
suchen, in den folgenden machten die Acten sich geltend. Ich habe
mein altes Decernat wieder erhalten, doch sei es (lie Mühe sich wieder
hineinzuarbeiten, oder (was ich mehr glaube) eine Yeränderung in