Volltext: Geschichte der bildenden Künste im 15. Jahrhundert (Bd. 8)

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des 
Französische Malerei 
Jahrhunderts. 
erschwert es natürlich, unter der grossen Zahl von Bildnissen dieser 
Zeit, welche trotz aller Zerstörungen noch immer erhalten sind, 
seine eigenhändigen Werke von denen seiner Nachahmer und Copisten 
zu unterscheiden. Indessen haben wir in einigen Fällen eine bestimmte 
Tradition, welche ihm dies Exemplar zuschreibt und dadurch einen 
Anhaltspunkt für andere giebt und jedenfalls dürfen wir bei dem 
ungewöhnlichen Ansehn, das er genoss, und bei seiner Stellung als 
Hofmaler voraussetzen, dass während seiner Blüthezeit die meisten 
Glieder des Königlichen Hauses nebst ihren Hofleuten und Günst- 
lingen von ihm gemalt sind, dass mithin die besseren erhaltenen 
Bildnisse derselben ihm angehören. Die Zahl derselben ist keines- 
weges sehr gross; die meisten nach seinem Namen genannten in den 
Galerien können keinen sicheren Anspruch darauf machen und die 
Stimmen der Kenner sind keinesweges darüber einig. Sie sämmtlich 
aufzuzählen und kritisch zu erörtern 1), würde hier zu weit führen. 
Ich begnüge mich, einige Bilder der Könige, unter denen er diente, 
_zu nennen. Dazu gehört zunächst ein Brustbild Franz I. aus seiner 
späteren Lebenszeit, von dem Copieen im Louvre und in Hampton- 
court bewahrt werden, während das Original sich in der Sammlung 
des Lord Ward in London befindet. Der Künstler hat die Mängel 
des Alters, namentlich die allzugrosse Körperfülle, bei aller Natur- 
wahrheit schonend vorzutragen gewusst und dem Ganzen einen liebens- 
würdigen Ausdruck gegeben 2). Ein ächtes Porträt Heinrichs II., aber 
von sehr kleiner Dimension, gehört der Sammlung des Louvre; der 
König, in ganzer Figur stehend, die Linke am Degengriif, im Hinter- 
grunde ein grüner Vorhang. Das ganze Bildchen ist nur einen Fuss 
hoch, in miniaturartiger, aber sehr charakteristischer und feiner Aus- 
einer Galerie von Bildnissen "christlicher Heroen und Heroinnen" seiner Zeit, das 
heisst, der Mitglieder der Königlichen Familie, ihrer Verwandten, einiger franzö- 
sischer Staatsmänner und auswärtiger Fürsten. Bei den meisten genügt ihm die 
Angabe des Namens; er setzt also voraus, dass man gewöhnliche Porträts finden 
und nehmen werde. Bei dem regierenden Könige aber, Heinrich II., den er durch 
fünf Bilder zu verherrlichen beabsichtiget, nennt er zwei bestimmte Gemälde. Dv-S 
eine, ein grosses Reiterbilduiss, wie es neulich von Janet, dem ausgezeichneten 
Pariser Maler, gemalt sei (a Janetio pictore Parisiensi excellentissimo), das andere, 
welches den König auf einem blumigen Teppich wandelnd darstelle, wie ES 11811- 
lich von einem andern Künstler (ab alio quodam artiüce) nach dem Leben alls- 
geführt sei. Er hält es nicht der Mühe werth oder nicht anständig, den Namen 
desselben zu nennen. Vgl. de Laborde, Additions p. 575. 
1) Kritische Bemerkungen über eine Zahl dieser Porträts bei (19 Lälwrfle a. 
a. O. p. 146 note und Additions p. 630 5., sowie bei Waagen im D. K.-Bl. 1851 p. 85. 
2) Vgl. de Laborde, Additions p. 630, der dies dem Leonardo da Vinci bei- 
gelegte Bildniss für ein Werk des Janet erkannt hat.
	        
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