Clouet.
Frangois
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mehrere Entwürfe von den vorzüglichsten Malern und Bildhauern
machen liess und zum Theil verwarf. Unter Karl IX. war die Ael1n-
lichkeit seines Bildnisses auf den Münzen der Gegenstand gründlicher
Erörterung seiner Beamten und des Hofes; man zog Franqois Olouet
zu, um darüber sein Gutachten abzugeben 1). Noch viel weiter gingen
dann die Ansprüche bei gemalten Bildnissen, denen die Farbe wär-
meres Leben verlieh, und bei denen auch eine genaue Wiedergabe
der Tracht und des Schmuckes erforderlich war. Es ist begreiflich,
dass die italienischen Meister, so sehr man sie sonst verehrte, diesen
Bedürfnissen nicht entsprachen; sie strebten, statt der schlichten
Natur ideale Formen zu geben, sie waren nicht genügend vertraut
mit den französischen Gefühlen, Sitten und Moden. Franz I. hatte
zwar den Einfall, sich auch von Tizian malen zu lassen, aber das
war eben eine Ausnahme, welche andere Zwecke hatte, als die ge-
wöhnlichen Porträts, und bei diesen zog man die schlichte Naturwahr-
heit vor, wie sie von den Niederländern auf die französische Schule
übergegangen und von dieser, dem einheimischen Geschmack ent-
sprechend, zu feinerer und eleganterer Behandlung ausgebildet war.
Und dafür war denn Franz Clouet der geeignete Mann, dem kein
anderer gleichkam.
Der Kunstenthusiasmus, den die Könige und Grossen von ihren
italienischen Feldzügen rnitbrachten, und die Ansprüche, mit denen
die italienischen Künstler in Frankreich auftraten, hatten zunächst
auf die einheimischen Maler noch keinen Einfluss. Ihre Stellung
blieb, wie bisher, eine sehr bescheidene und handwerkliche. Franz
Olouet selbst machte davon keine Ausnahme. Nach dem Tode von
Franz I. und von Heinrich II. wurde er nicht bloss mit Anfertigung
und Bemalung der nach alter Sitte auf dem Paradebette auszustellen-
den Wachsbilder, sondern auch mit allen Wappenmalereien und An-
streicherarbeiten, welche der Leichenpomp erforderte, beauftragt.
Ja unter Heinrich II. wird er sogar für die Vergoldung und für das
Malen eines Wagenkastens bezahlt 2). Dieser bescheidenen Stellung
entspricht es denn auch, dass weder Franz Clouet, noch die anderen
gleichzeitigen französischen Maler ihre Bilder mit ihrem Namen be-
zeichnen. Aber das französische Publikum unterscheidet ihn schon
von seinen Collegen und legt Werth darauf, bei seinen Arbeiten
seinen Namen aufzuführen, während die seiner Zeitgenossen nur nach
dem Gegenstände bezeichnet werdens). Dieser Mangel an Bezeichnung
1) Vgl. de Laborde, Renaissance p. 96 und Additions p. 583.
1') De Laborde p. 82 ff. und 92 ff.
3) Der Dichter Jodelle entwirft in einer Druckschrift von 1558 den Gedanken
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