Volltext: Geschichte der bildenden Künste im 15. Jahrhundert (Bd. 8)

Clouet. 
Frangois 
Werke der beiden Clouet. 
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um dem Beschauer die natürliche Form des Körpers zu vergegen- 
wärtigen, aber ohne den Anspruch auf plastische Gliederung des 
Raumes, den die spätere Kunst erstrebte. Diese Modellirilng, die Bel- 
handlung der Details und die feine Empfindung für Porträtwahrheit, 
welche diese Bildnisse zeigen, finden sich in ähnlicher Weise bei 
Hans Holbein dem jüngeren und dies erklärt es, dass man ihm nicht 
selten in den Galerien Bilder zugeschrieben hat, welche diesen franzö- 
sischen Meistern angehören. Allein bei besserer Kenntniss Holbeilfs 
lernt man sie unterscheiden; dieser ist in der Farbe sowohl wie in der 
Modellirung kräftiger und in der Auffassung der Individualität tiefer, 
während die besseren Bilder J anet's sich durch grössere Harmonie und 
Zartheit auszeichnenl). Eine Eigenschaft, welche freilich leicht zu einer 
gewissen Weichlichkeit und zur Vernachlässigung des Charakteristischen 
führen konnte und bei den späteren Arbeiten von Francois Clouet, 
sowie bei seinen Nachahmern wirklich dahin führte 2). 
Werke des Jean Clouet, welche als solche bezeichnet oder durch 
sichere Nachrichten beglaubigt wären, besitzen wir nicht, aber man 
darf annehmen, dass die Bilder des Vaters etwas alterthümlicher 
und der niederländischen Schule ähnlicher gewesen, als die des 
Sohnes. Dies ist der Fall bei zwei Bildnissen Franz I., welche ihn 
etwa im Alter von 30 Jahren darstellenß). Das eine, welches ihn in 
sehr kleiner Dimension (Höhe 32, Breite 26 (Zentimeter), in voller 
Rüstung und zu Pferde, mit miniaturartiger Feinheit auf Pergament 
gemalt zeigt, befindet sich in der Galerie der Uffizien zu Florenz 
(v. o. 667), das andere, ein Brustbild auf Holz, im Museum von Ver- 
sailles, das in den alten Katalogen unter Janet's Namen angeführt 
ist, sich aber von den Arbeiten des Francois Clouet wesentlich unter- 
scheidetät). 
1) De Laborde a. a. O. p. 132 vergleicht Holbein mit der Derbheit des Land- 
manns, Janet mit der Feinheit des Stadters oder sogar des Hßfmalllleß- Zum Thell 
erklärt sich der Gegensatz aus der nationalen Verschiedenheit. S. auch Waagen 
im D. K.-B1. 1851, S. 86. 
2) Vgl. De Laborde a. a. O. p. 117 M. Frangois Clouet hatte einen Bruder, 
der ebenfalls Maler war, und als solcher im J. 1529 in die Dienste des Königs 
und der Königin von Navarra trat. Die Urkunde, aus welcher sich diese That- 
sache ergiebt, nennt nicht einmal seinen Namen und von seinen Werken wissen 
wir nichts. Da er in der Urkunde von 1541, durch welche der König auf das 
Heimfallrecht des väterlichen Nachlasses verzichtet, nicht erwähnt ist, muss er 
vor 1-41 gestorben sein. T  
s? VgL De Laborde a. a. 0. p. 18 M. und Waagen im D. K313i. 1851, S. 77. 
Eine vorzügliche Wiederholung des in Florenz befindlichen Miniaturbildes sah 
de Labgyde in der Sammlung Sauvageot in Paris.  
4) Denon hatte es deshalb dem Mabuse zugeschrieben. Waagen a. a. O, glaubt
	        
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