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Französische Malerei
des
Jahrhunderts.
gessen wurde und dass man bei diesem Namen nur an einen Künst-
ler dachte, an Francois Clouet. Dazu kam dann, dass dieser, wie schon
der König Franz in jener Urkunde andeutet, Schüler und Nachahmer
seines Vaters war, dass also ihre Bilder eine gewisse Verwandtschaft
zeigten, welche späteren Geschlechtern, die einer andern Kunstrich-
tung huldigten, genügte, sie derselben Hand zuzuschreiben.
In der That haben die ziemlich zahlreichen Bildnisse, welche in
den Sammlungen nach mehr oder weniger beglaubigter Tradition
oder nach der Vermuthung der Kunstfreunde den Namen J anet führen,
eine gewisse Familienähnlichkeit, welche sie von anderen unterscheidet.
Sie zeigen die dargestellten Personen in ruhiger, schlichter Haltung,
"weit entfernt von dem dreisten, theatralischen Auftreten, welches in
der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts beliebt wurde und in mil-
den, harmonischen Farben, bei denen eine lichte Haltung, der "Silber-
ton", Vorherrscht. Die Umrisse sind zwar nicht hart, aber sehr be-
stimmt gezeichnet, die Details mit fast miniaturartiger Feinheit, Bart
und Haupthaar mit einzelnen Strichen, Schmucksachen, Stickereien
u. dgl. so sorgfältig und vollständig ausgeführt, als ob es gelte, Vor-
bilder für solche Arbeiten zu geben. Dabei aber macht die Erschei-
nung des Ganzen durchaus einen innigen, ruhigen Eindruck, der be-
sonders darauf beruht, dass die Gestalt von dem einfarbigen Hinter-
grunde und durch den demselben gegebenen Ton sich leicht und be-
stimmt abhebt und dass ihre Modellirung nur durch die Steigerung
der Localfarben, nicht durch graue Schatten, bewirkt ist, genügend,
Vialleville spricht von Medaillen, auf welchen die Bildnisse des Königs und der
Königin so lebendig dargestellt seien, dass es der geschickteste "Maler mit dem
Pinsel nicht besser machen können, wie dies selbst Janet, der vortreiflichste Arbeiter
dieser Zeit, anerkannt habe. Ronsard, indem er in einem Gedichte die Reize seiner
Geliebten schildern will, üngirt, dass er dem Janet (mon Jianet, wie er ihn vertrau-
lich anredet) den Auftrag gebe, sie zu malen und ihn auf ihre Eigenthümlichkeit
aufmerksam mache. In einem andern Gedichte spricht er davon, dass ihr Bild
seinem Herzen unverganglich eingeprägt sei und mit ihm auch im künftigen Leben
bestehen werde, wenn Janeüs Kunstwerk untergegangen sei. Janet ist also der
Portratmaler schlechthin. Der gelehrte Muret, der RonsarcPs Dichtungen com-
mentirte, bemerkt bei diesem Gedichte, dass Janet, der Maler des Königs, ohne Wider-
spruch als der Erste seines Faches anerkannt sei, bei jenem aber noch bestimmter,
dass Janet in der Kunst treuer, lebensvoller Bildnisse alle Kunstgenossen seiner Zeit
übertroifen habe. Ronsard prie en ceste elegie Janet, peintre tres exeellellt (qui
pour representer vivement la nature a passe tous ceux de nostre aage a son art) de
pourtraire les beautez de s'amie dans un tableau. De Laborde,_ Renaissance p. 97,
115. Auch Clement Marot nennt in seiner an den König gerichteten Epistel von
1541 den Namen Janet (le bien Janet), otlenbar nur als den eines ausgezeichneten
Malers, neben Michelangelo. De Laborde, Additions p. 581.