Jehan Clouet, genannt Janet.
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erkenntl), zugleich aber auf dies ihm angefallene Recht zu Gunsten
des Sohnes von Jean Clouet, des Francois Clouet, verzichtet. Wir
dürfen daher von Jean Clouet nach dem Klange seines Namens ver-
llluthen, dass er, wie die meisten damals in Frankreich arbeitenden
fremden Maler, ein Niederländer war. Ueber die Richtung seiner
Kunst enthalten die Rechnungen nur insofern eine Andeutung, als er
darin ausser seinem Gehalte wiederholt mit Zahlungen für nach dem
Leben (au vif) gemalte Porträts aufgeführt ist, was dann die Ver-
muthung ergiebt, dass Bildnissmalerei seine vorzüglichste Gabe ge-
wesen. König Franz war von seinen Leistungen befriedigt; er rühmt
in jener erwähnten, nach seinem Tode und zu Gunsten seines Sohnes
ausgestellten Urkunde die guten und angenehmen Dienste, welche er
ihm während seines Lebens mit seiner Kunst, in der er sehr erfahren
gewesen, geleistet habe und empfiehlt ihn seinem Sohne zum Vorbilde,
das er bereits recht gut nachgeahmt habe und ferner nachahmen möge 2).
Diese Verdienste wurden indessen bald vergessen und der Ruhm eben
dieses Sohnes verdunkelte den des Vaters so sehr, dass selbst die
Existenz desselben erst durch die neueren archivalischen Forschungen
wieder erwiesen ist. Dieser Sohn, der gleich nach dem Tode des Vaters
in dessen Stelle als Hofmaler einrückte und dieselbe dreissig Jahre lang
(1541-1571) inne hatte, hiess zwar Frangois Clouet, wurde aber im
Leben nicht leicht mit diesem seinem eigentlichen in den Urkunden
vorkommenden Namen, sondern mit dem Beinamen seines Vaters, als
J an et, bezeichnet. Er hatte das Glück, viel mehr bewundert und ge-
nannt zu werden als dieser, was er theils seinem Verdienste, theils
aber auch dem Umstande verdankte, dass sein Leben in eine Zeit fiel,
wo die Kunst und die Künstler mehr beachtet wurden. Ronsard und
andere Dichter feierten ihn und die Memoirenschreiber erwähnten
seiner als des bedeutendsten Mannes seines Faches. Aber alles dieses
nicht unter seinem wirklichen Namen Frangois Clouet, sondern unter
dem von Janetß). Kein Wunder daher, dass der wahre Janet ver-
1) que le dict deifunct (M8 Jehannet Olouet) estoit estranger et non natif
ne originaire de nostre royaume Vgl. die Urkunde bei de Laborde, Renaissance
Additions p. 571.
9) voullans recognoistre envers notre eher et bien ame painctre et varlet
de chambre ordinaire Frangois Clouet, les bons et agreables Services que feu
Mß Jehannet Clouet, son pere, aussi en son vivant nostre painctre nous a durant
son vivant faicts en son djct estat et art, auquel il estoit tres expert et en quoy
son dict {ils Pa ja tres bien imyte et esperons qu'il fera et continuera encores de
bien en mieu y apräS-H
ß) Es ist bemerkenswerth, dass alle diese poetischen und prosaischen Erwäh-
nungen des Franqois Clouet als Janet ihn als Portratmaler denken. Der Marschall