Volltext: Geschichte der bildenden Künste im 15. Jahrhundert (Bd. 8)

330 
15. Jahrhunderts. 
Französische Malerei des 
der iiandrischen mehr zu der italienischen Kunst hinwende. Wich- 
tiger sind uns dann aber die beiden französichen Namen, die er nennt 
und mit denen wir uns naher bekannt machen müssen, die Namen: 
Jehan Hay und Jehan de Paris.  
Sprechen wir zuerst von dem letzten, über den ziemlich zahl- 
reiche Nachrichten vorhanden sind 1). Er hiess Jean Perreal und 
war im Jahre 1496 bereits ein älterer oder doch sehr angesehener 
Meister in Lyon; denn sein Name, Jehan de Paris, steht unter den 
dem damals anwesenden Könige Karl VIII. zur Bestätigung über- 
reichten Statuten der dortigen Malergilde an der Spitze der Unter- 
schriften. Vielleicht trat er schon da in den speciellen Dienst dieses 
Königs, wenigstens finden wir ihn sogleich nach dem Tode desselben 
im Dienste Ludwigs XII. als Varlet de chambre et peintre ordinaire 
du roi, in welchem Verhältnisse er dann auch unter Franz I. und 
bis zu seinem Tode, der erst nach 1527 erfolgte, verblieb. Er war 
bei Hofe sehr beliebt und wurde zu den verschiedenartigsten Diensten 
benutzt. Im Jahre 1505 übertrug ihm die Königin Anna von Bre- 
tagne die Bewahrung ihres goldenen Tafelgeschirrsf). Im Jahre 1509 
begleitete er die Armee auf dem Kriegszuge gegen die Venetianer, um die 
Localitäten und Ereignisse aufzunehmen. Im Jahre 1511, als die Erz- 
herzogin Margarethe, Tochter Maximilians, ihrem verstorbenen Gemahl, 
Philibert von Savoyen, ein kostbares Denkmal in der zu diesem Zwecke 
gestifteten Kirche zu Brou bei Bourg en Bresse gründen wollte, war es 
unser Maler, der dazu nicht bloss Porträts, sondern, wie es scheint, auch 
architektonische Entwürfe anfertigte. Der berühmte Bildhauer Michel 
Colombe bekennt in seiner Quittung ausdrücklich, dass er das Grab- 
mal „nach der Zeichnung und der sehr schönen Anordnung" unseres 
Meisters gemacht habe (selon le pourtraict et tres belle ordonnance 
faicte de la main de maistre Jehan Perreal de Paris). Im Jahr 1514, 
als der alte König nach dem Tode seiner ersten Gemahlin, Anna 
von Bretagne, mit der jungen Schwester des Königs von England 
sich vermahlen wollte und es darauf ankam, ihre Ausstattung der 
französischen Mode entsprechend einzurichten, war es wiederJean 
Perreal, der gemeinschaftlich mit einem französischen Oavalier nach 
London gesendet wurde. Bei dem bald darauf (1515) erfolgten Tode 
Ludwigs lieferte er die zur Bestattung nöthigen künstlerischen Arbeiten 
1) Vgl. de Laborde, Renaissance, p. 182-191, und Renouvier, Jehßn de Paris, 
Varlet de chambre et peintre ordinaire des rois Charles VII_I et Louis XII, Paris 
1801. Ein Auszug daraus in der Gazette des beaux arts, V01. XI, p. 380 ff_ 
2) De Laborde a. a. O. Additions p. 748. [VgL J. Renouvier, Jehan de Paris, 
Paris 1861, der Ausführlicheres über diesen Maler mittheiln]
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.