Pölärin und Jean Lemaire über Foucquet u. A.
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dem wir wissen, dass Ludwig XI. ihn im Jahre 1481 beauftragte,
einen Entwurf seiner Grabiigur zu machen. Nur der vierte Name,
Coppin, ist uns noch neu, übrigens aber auch sonst in den Urkunden
vorkommend. Er ist nämlich, nach den Ermittelungen französischer
Forscher 1), der Name eines Malers, der schon 1456 für die Gemahlin
Königs Reue arbeitete, bis zum Tode dieses Fürsten (1480) in seinen
Diensten stand und dann für König Ludwig XI. mit Kirchenmalereien
beschäftigt war. Coppin ist offenbar eine niederländische Form
des Vornamens Jacob und dies, sowie der Beiname Delf, mit wel-
chem er einige Male vorkommt, ja selbst das Dienstverhältniss zu
König Reue lässt darauf schliessen, dass er niederländischen Ursprungs
war. Wir erkennen also aus dieser Malerliste des Pelerin, dass der
französische Geschmack sich bereits vorzugsweise den Italienern zu-
wendete, dass aber in der künstlerischen Praxis noch immer die
Meister, welche, wie F oucquet und Poyet, sich an der Miniatur herau-
gebildet hatten, und endlich auch Niederländer Anerkennung und Gel-
tung fanden.
Von den Gedichten des Lemaire ist das bekanntere, die Oouronne
margaretique, für unsern gegenwärtigen Zweck weniger bedeutend.
Er lässt darin, vielleicht weil er eine persönliche Zusammenkunft in
der Werkstatt eines niederländischen Goldschmiede fingirt, fast nur
Niederländer auftreten, wenn auch zum Theil aus dem romanischen
Flandern, aus Valenciennes, Arras, Tournay, Mons, von Franzosen
aber wiederum nur Foucquet und Nicolais von Amiens. Interessanter
sind einige Verse, welche Lemaire einem andern Gelegenheitsgedichte,
der Plainte du desire, einfügteß). Es ist dies nämlich ein Klagelied
über den 1508 erfolgten Tod eines Grafen von Luxemburg in der
Form eines Dialogs zwischen der Malerei und Rhetorik, wobei dann
jene einige Maler nennt, welche, wie in alter Zeit Parrhasius und Apelles,
so neuerlich sich in ihrem Dienste ausgezeichnet. Der Dichter widmet
dieser Aufzählung zwei Strophen, von denen die erste bereits ver-
storbene, die zweite aber noch lebende Maler enthält. Zu jenen
rechnet er die bekannten flandrischen Meister, Johannes, Rogier,
Hugo von Gent, Marmion von Valenciennes; und dann zwei Franzosen,
nämlich wiederum Foucquet und Poyet. In der zweiten Strophe da-
gegen nennt er zuerst die berühmten Italiener, Leonardo, Gentile
Bellini und Perugin und wiederum zwei Franzosen. Schon dieser
Unterschied ist nicht ohne Interesse; es scheint, dass man sich be-
wusst war, dass der Geschmack der lebenden Generation sich von
1) Archives de Part frangais, t. VL, p.
2) Vgl. Piuchart a. a. O. p. CCXLIX.
Pinchart a.