Volltext: Geschichte der bildenden Künste im 15. Jahrhundert (Bd. 8)

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des 
Französische Malerei 
Jahrhunderts. 
schäfte treiben und mit einander streiten; dann an andrer Stelle 
Gegenstände der Andacht, eine offene Kirche mit der Messe des 
heiligen Gregor, das Grab der Maria und das des Herrn, beide durch 
Inschriften bezeichnet und mit knieenden Gläubigen, in der Mitte ein 
Crucifixus, von einem knieenden Karthäuser angebetet. An anderer 
Stelle findet sich auch wieder der feurige Busch des Moses, in welchem 
jedoch hier nicht Maria, sondern Christus erscheint. Zwischen der 
Erde und dem Himmel sieht man Engel und feuerrothe Teufel, die 
um Seelen kämpfen, am untersten Rande des Bildes aber die Hölle 
und das Fegefeuer. Man versteht wohl, dass der Erfinder des Werkes 
einen tiefen Gedanken ausdrücken, dass er die Wege kennzeichnen 
wollte, welche zum Himmel und zur Hölle führen, man hat daher 
nicht völlig mit Unrecht das Bild eine göttliche Komödie genannt. 
Aber die Anordnung ist ziemlich verwirrt, das Einzelne ist nicht recht 
klar. Die barocke Symbolik, welche darin vorherrscht, kann man dem 
Verfasser jenes oben erwähnten schwülstigen allegorischen Romans 
von den Abenteuern des Ritters "Herz" wohl zutrauen, und der bren- 
nende Busch erinnert an das Bild von Aix. Die Ausführung ist 
schwächer als in diesem; die Farbe weniger harmonisch und trockener; 
wie es scheint ist die Untermalung in Tempera ausgeführt und nur 
mit Oelfarbe übergangen. Indessen ist auch hier in gewissen Farben- 
tönen, sowie in dem Schmuck der Gewänder mit Perlen und Edel- 
steinen der Einiiuss der flandrischen Schule unverkennbar 1). 
Ausserdem werden diesem königlichen Maler noch mehrere an- 
dere Bilder und eine Reihe von Miniaturen zugeschrieben, jedoch mit 
geringerer Sicherheit 2). 
Auch sonst findet man in Frankreich noch einzelne, anscheinend 
keiner andern Schule angehörige Bilder aus dem 15., oder aus dem 
Anfange des 16. Jahrhunderts. Aber ihre Zahl ist sehr klein, ihr 
künstlerischer WVerth sehr massig und ihre Eigenthümlicheit keines- 
weges sehr ausgesprochen. Bei der Mehrzahl derselben ist der Ein- 
iiuss der flandrischen Schule unverkennbar, daneben aber auch ein 
derselben fremdes, specifisch französisches Element, dieNeigung zu 
zierlichen, schlanken und mageren Formen, ein schwächeres, Wahr- 
scheinlich durch die Untermalung in Tempera bedingtes Colorit, im 
1) Auch hiervon die Abbildung in dem angeführten Werke von Hawke. 
2) Ein Bild im Museum des Hötel Cluny zu Paris, die Predigt der heiligen 
Magdalena, bei welcher sich ein königliches Ehepaar (König Rene und seine Ge- 
mahlin Jeanne de Laval?) unter den Zuhörern befindet, weicht mehr von nieder- 
ländischer Weise ab, ist aber in jeder Beziehung wenig bedeutend.
	        
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