Schule.
Foucquefs
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Bürger von Tours angefertigt wurde (Nr. 1179 lat.), die goldene Le-
gende (Nr. 243 fit), ein zweites Exemplar der Antiquitäten des Jose-
phus (Nr. 405 und 406 fr.) und endlich ein Gebetbuch, welches nach
einer zwar erst 1547 eingetragenen, aber glaubhaften Notiz für den
Herzog von Lothringen, Reue II. (T 1508), der den Königstitel seines
gleichnamigen Grossvaters führte, gefertigt ist (früher Nr. 547 suppl.
lat., jetzt wahrscheinlich Nr. 10,491 lat.). Die Compositionen erinnern
sehr an Foucquet, und die Formen der italienischen Renaissance
wiederholen sich hier in ganz ähnlicher Weise, wie bei ihm. Aber
die Zeichnung ist schwächer und giebt statt der natürlichen Würde
oft eine falsche Zierlichkeit. Auch andere Bibliotheken, namentlich
die des Arsenals enthalten mehrere Werke, welche Foucquet's Schule
verrathen 1).
Aber es fehlte viel, dass diese Schule zu allgemeiner Herrschaft
gelangte. Zwar war auch sie echt französischen Geistes und ging
von denselben Anforderungen aus wie die übrigen französischen
Künstler und Kunstfreunde. Auch sie schloss sich an die flandrisehe
Schule an, suchte den Reiz der Porträtähnlichkeit und Individualität,
des Landschaftlichen und Perspectivischen von ihr zu entlehnen, zu-
gleich aber sie zu verbessern, sich über die gemeineNatur zu er-
heben, Schöneres, Edleres zu geben. Nicht also in der Tendenz, wohl
aber in den Mitteln für diesen Zweck unterschied sich Foifcquet von
seinen Kunstgenossen. Während er durch zufälligen oder absichtlich
gewählten frühen Aufenthalt in Italien bestimmtere Anschauungen von
Idealität erlangtnnd diese durch Nachahmung italienischer Formen,
oder durch das Studium der dortigen Natur und Kunst sich anzu-
eignen und in seinen Werken herzustellen gesucht hatte, begnügten
sich die meisten französischen Maler damit, das Gemeine möglichst
zu vermeiden und sich nach den Vorbildern zu richten, welche in
den Augen ihrer Landsleute, namentlich der höfischen Kreise, für
schön und edel galten. Das äusserlich Glänzende und Prächtige, die
Häufung des Goldes und edler Stoffe, die natürliche oder conventio-
nelle Grazie, das Zierliche, Neckische, Anmuthige vertreten daher
die Stelle des Hohen und Edeln. Es ist begreiflich, dass diese Auf-
fassung, besonders bei den damaligen Zuständen der französischen
Gesellschaft, der Mehrzahl vollkommen genügte und eigentlich besser
zusagte, als eine höher strebende Richtung. Foucqueßs Schule starb
daher aus, während diese gewöhnliche Auffassung ungemein beliebt
und begünstigt wurde 2).
Rabatte a. a. O. S. 293.
2) Labarte a. a. O. S. 293 glaubt drei Schulen
französischer Miniaturmalerei