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Malerei des
Französische
Jahrhunderts.
erwähnte Belgier Lemaire, Secretäi- der Erzherzggin Margaretha,
Statthalterin der Niederlande, nennt ihn in zweienäseiner_Gedicl1te
(1509 und 1511) in ehrenvollster Weise, das eine Malfindem er ihm
„gr0ssen Ruhm" zuschreibt, das andere Mal, indem er ihn nebst Roger
van der Weyde an die Spitze der bedeutenden Meister stellt, die er
herbeiruft. Der französische Kupferstecher und Schriftsteller Jean
Pelerin, genannt Viator, der sein Buch über die künstlerische Per-
spective in der dritten 1521 erschienenen Auflage den noch lebenden
oder verstorbenen malerischen Zierden von Frankreich, Deutschland
und Italien dedicirt, stellt dabei wieder unsern Foucquet voranl).
Noch in einer Druckschrift vom Jahre 1550, also mehr als 70 Jahre
nach seinem Tode, erwähnt ihn der aus Tours gebürtige Joannes
Brechaeus unter den ausgezeichneten Künstlern seiner Vaterstadtß).
Es ist ausser Zweifel, dass Foucquet nicht bloss Miniaturen, son-
dern auch grössere Malereien ausführteß). Schon die Würdigung
jenes Bildnisses in der Sakristei der Minerva und Florio's Lob seiner
Gemälde in Notre Dame 1a riche genügen zu dem Beweise. Auch
besass die genannte Statthalterin der Niederlande in ihrer Sammlung
ein kleines Madonnenbild von ihm 4). Allein leider ist kein unzweifel-
haft beglaubigtes grösseres Bild von seiner Hand erhalten. Man hat
ihm die Wandmalereien im Hause des Jaques Coeur zu Bourges,
dann ein Porträt des Kanzlers Juvenal des Ursins (i 1472) im Louvre
zugeschrieben und in mehreren Porträts Karls VII. Copieen nach
einem von ihm herrührenden Original sehen wollenö), aber alles
dieses sind Vermuthungen, wenn auch nicht unwahrscheinliche. Noch
besser begründet ist diese Vermuthung bei einem andern Bilde.
Estienne Chevalier, Foucquefs Gönner, war der Kirche seiner Vater-
stadt, Notre Dame zu Melun mit besonderer Devotion zugethan; er
hatte sie zur Grabstätte für sich und seine vor ihm verstorbene
1) Vgl. die Stellen selbst bei Chenevrieres, Recherches sur quelques peintres
provinciaux, I, 276, bei de Laborde, Renaissance I. 161, bei Pinchart zu Crowe und
Cavalcaselle p. CCXXI u. COXXV, und endlich bei Passavant a. a. O. S. 173. Der
stärkste Ausdruck ist der, welchen Lemaire in der Legende des Venitiens gebraucht:
Foucquet qui tant eut gloires siennes.
1') Die unten näher zu erwähnende Stelle aus dem juristischen Werke des Bre-
chaeus ist von Ferdinand Guilhermy in den Annales archeologiques V01. XII. p. 239.
S) Daher nennt ihn auch Robertet in jener Notiz im Manuscript des Josephus:
bon peintrc et enlumineur du roy Luys XI. Er unterscheidet beide Leistungen.
4) Ung petit tableau de Notre Dame, bien vieulx, de 1a; main de Foucquet:
De Laborde, Ducs de Bourgogne I. p. XLV. Pinchart a. a. O. p. CCXXV.
5) Waagen, im D. Kunstblatt 1856. S. 24 n. Passavant a. a. O. S. 170. [N12 653
im Louvre gilt jetzt als Original und wohl mit Recht.]