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Französische Malerei des
15. Jahrhunderts.
nahme, dass dieser damals wenigstens das Alter von '23 oder 24 Jahren
gehabt haben und also 1420 oder einige Jahre früher geboren sein
müsste. Florio sagt zwar ausdrücklich, dass er damals noch jung
gewesen, indessen musste er doch schon ein Alter erreicht haben,
welches gestattete, ihm das Porträt des Papstes anzuvertrauen. Was
ihn nach Italien geführt, wie lange und an welchen Orten er sich
dort aufgehalten, muss dahingestellt bleiben. Dass er dort in ein
Schulverhältniss zu italienischen Malern getreten, ist nicht wahr-
scheinlich, da seine Malereien keine Spur einer solchen Abhängigkeit
zeigen. Wohl aber deutet seine ziemlich genaue Kenntniss und seine
Vorliebe für die damals dort aufkommenden Bauformen auf einen
etwas längeren Aufenthalt. Den urkundlichen Beweis für seine Rück-
kehr nach Frankreich erhalten wir erst im Jahre 1461, jedoch unter
Umständen, welche darthun, dass er schon längere Zeit vorher dort
als reifer Meister gewirkt und sich Ansehen erworben haben muss.
Es war nämlich damals französische Sitte nach dem Tode vornehmer
Personen, auf dem Paradebette statt der Leiche selbst ein bemaltes
und bekleidetes Wachsbild auszustellen. S0 sollte es auch nach dem
im Juli 1461 erfolgten Tode Karls VII. geschehen. Die Wachsmaske
war daher sofort durch Jacob Lichmont, einen damals angesehenen
Maler genommen, die Bemalung aber wollte man nur Foucquet an-
vertrauen." Es wurde daher, wie die Rechnungen ergeben 1), ein Bote
mit jener kostbaren Wachsmaske ausgesendet, um Foucquet, der sich
auf einer Geschäftsreise in Paris befand, dort aufzusuchen. Bald
darauf wurde er auch bei den Festlichkeiten zu Ehren des neuen
Königs Ludwig XI. in Thätigkeit gesetzt. Dieser sollte nämlich im
September desselben Jahres 1461 seinen Einzug in Foucqueüs Vater-
stadt Tours halten, welche ihn dem Herkommen gemäss mit allerlei
Aufzügen und mit ernsten und komischen Schauspielen empfangen
zu müssen glaubte. Foucquet und zwei andere Personen wurden
daher beauftragt, die Vorbereitungen für die dazu nöthigen Gerüste
und Schaubühnen zu treffen. Während sie dabei beschäftigt waren,
Gemälde schon vor jenem Aufstande gemalt sei, da dann das Bild des verhassten
Papstes von dem aufgeregten Volke zerstört sein würde. Ebenso wenig aber wird
es nach 1443 entstanden sein. Zwar lebte Engen IV. noch bis 1447 und verliess
Rom nicht wieder. Aber bei Anfertigung jenes Porträts war Filarete, wie dieser
ausdrücklich bemerkte, noch in Rom und dies war nach Vasari nur bis 1443 der
Fall, wo er den Guss der ihm übertragenen ehernen Pforte vollendet hatte und
nun Rom verliess, um an anderen Orten lohnende Arbeit zu 511011611. Er kehrte
zwar später nach Rom zurück, aber erst nach dem Tode Eugelfs IV-
1) De Laborde a. a. O. I, p. 158. coll. p. 47.