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fünfzehnten Jahrhunderts.
am Schlusse des
Die niederländische Malerei
aber ausdrücklich als Erstattung des an einen Enlumineur bezahlten
Betrages; er hatte also nur die Aufsicht übernonimen 1). Die, welche
für eigne Miniaturarbeiten bezahlt werden, sind sonst unbekannte
Namen, werden auch gewöhnlich nicht als Maler, sondern als En-
lumineurs bezeichnet. Philipp der Gute bediente sich meistens eines
Jehan Drieu (auch Rieue oder Dreu geschrieben) und eines Jehan
de Prestinien, beide mit dem Titel als Varlet de chambre und festem
Gehalt zu Brügge wohnhaft 2). Doch kommen auch Andere mit gleichen
Dienstleistungen vor; darunter ein Jehan Wauquelin in Mons, nach
dessen Tode (1453) ein Reitender mitden schwerwiegenden Banden
seiner Arbeit an Philipp nach Lille gesendet wird 3). Karl der Kühne
bediente sich besonders des Loyset Lyeder [nach Pincbart: Miniatu-
ristes, enluinineurs etc. hiesswer „Liedet"] und des Guillaume Wye-
lant [nach Pinchart 1. c.: Vrelant, Vredelant oder Vreylancl], beide
Mitglieder der Schreibergilde zu Brügge; ihre Arbeiten sind zum
Theil noch in der burgundischen Bibliothekßt). Ihre Malereien, so-
wie die Mehrzahl der anderen ilandrischen llliniaturen sind keines-
weges grosse Kunstwerke, sondern tragen mehr den Charakter fabrik-
inassigen Betriebes. Sie bestechen und erfreuen das Auge durch
ihre wohlgewählten, kostbaren Farben, durch die saubere Zeich-
nung, durch die genaue, naturalistische Ausführung von Blumen,
Früchten, Perlen und ähnlichen Randverzierungen, auch wohl durch
kleine humoristische Zuge. Aber sie sind in der historischen Dar-
stellung trocken und ohne tiefere geistige Bedeutung. Eine scharfe,
zünftige Grenze zwischen den Malern und den Miniatoren scheint
nicht überall bestanden zu haben. Die hialerzunft von Gent forcierte,
wie wir aus einer Entscheidung des Raths vom 13. Juni 1463 er-
1) Bei De Laborde a. a. O. Nro. 1234.
2) Daselbst Nro. 1336 und sonst in vielen Rechnungsvermerken. Beide be-
sorgen auch das Einbinden der Bücher.
3) De Laborde V01. II. Introd. p. LVI. nach GacharcPs Mittheilungen aus den
Rechnungen des Beamten im Hennegau. Die Bücher waren 1a tierche laartie des Chro-
niques des Belges und 1a quarte partie des Chroniques de Froissart und enthielten
91 Cahiers. Auch der Magister Mielot scheint nicht bloss übersetzt, sondern auch
seine Uehcrsetzungen mit Bildern geschmückt zu haben, De Laborde, V01. I. S. 473
Nro. 1841 (pour ses peines a y faire plusieurs histoires).
4) Vgl. De Lahorde, I. Introd. S. 83. 85 und Waagen, D. K. B1. 1850 S. 3G.
Von Wyelant rühren unter Anderem (De Laborde Nro. 1966) die Malereien im
V01. II. derselben Chronik des Hennegau, in deren V01. I. das Titelblatt Anklänge
an Roger van der Weyden hat und seiner eignen Hand nicht unwürdig scheint.
Vgl. über Lyeder (oder Liedet) Nro. 1951-1962, über Wyelant Nro. 1966 1968
a. a. O.