Die
Taufe
Gerhard David.
Christi von
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Einige andere, theils noch in Brügge beündliche, theils erweis-
lich von daher stammende Bilder, die man unserm Meister zuschreiben
Wollen, sind weder als solche beglaubigt, noch von überzeugender
Verwandschaft mit jenen ebenerwähnten, zuverlässigen Werken seiner
Hand 1). Dagegen findet sich eine solche bei zwei anderen Gemälden,
über deren Herkunft wir zwar keine urkundliche Nachricht haben,
die aber von hohem künstlerischem Werthe sind. Das erste derselben
ist ein Flügelaltail von massiger Grösse in der Akademie zu Brügge,
der langevals deines der bleisterwerke Memlings galt. Auf der Mittel-
tafel (Höhe 4 F., Breite ungefähr 3 F.) im Vorgrunde die Taufe
Christi; dieser nur mit einem Schurze bekleidet, im Jordan stehend,
während Johannes auf einem vorspringenden Felsstücke knieend die
heilige Handlung verrichtet. Weiterhin in der mit poetischem Sinne
reich ausgeführten Landschaft unter schattigen Bäumen auf der einen
Seite Johannes vor zahlreich versammeltcni Volke predigend, auf
der andern derselbe seinen Jüngern den herannahenden Heiland
zeigend. Ganz hinten inbergiger Gegend eine Stadt. Auf den
Flügeln knieen in der fortgesetzten Landschaft hier der Stifter mit
seite in Schriftzügen des 16. Jahrhunderts den Namen Meester Geerart van Brügghe
und eine Preisangabe trägt. Nur die Landschaft erinnert einigermaassen an ihn.
Ein Flügelbild in der Kapelle des heiligen Blutes in Brügge, die Kreuzabnahme
darstellend, das nach Weale in einer nicht näher bezeichneten Urkunde als ein "köst-
liches Stück", gemalt von dem "berühmten Meister Gerhard von Brügge", auf-
geführt wird, ist in seinem jetzigen Zustande kaum seiner würdig zu halten.
Endlich trägt ein gezeichnetes Porträt in der Bibliothek zu Arras (das im Beifroi
Band I. nachgebildet ist) wiederum in Schriftzügen aus der Spätzeit des 16. Jahr-
hunderts die Aufschrift: Maistre David paintre excellent. Ob damit Gerhard ge-
meint und ob das Porträt sein eignes ist, muss dahingestellt bleiben.
1) Dahin gehört 1) ein Triptychon in der Kapelle des h. Blutes in der Kirche
St. Basile zu Brügge, die Grablegung darstellend, gut componirt, aber in schlechter
Erhaltung. [Damit ist offenbar die in der vorigen Anm. besprochene "Kreuzabnahme"
gemeint, da in der Kapelle des h. Blutes nur eine einzige Darstellung dieser Art
vorhanden. Das Bild ist nicht von David, oder bis zur Unkenntlichkeit übermalt]
2) eine ähnliche Darstellung desselben Gegenstandes, ehemals in der Weyefschen
Sammlung zu Köln, 3) die Hochzeit zu Cana, jetzt im Louvre Nro. 596, vermuthlich im
Jahre 1519 für die Kapelle der Bruderschaft des h. Blutes in Brügge gemalt. [Ist ein
sehr edles Werk und gewiss von ihm.], 4) der Flügel eines Altarbildes aus dem Dome
zu Brügge, S. Donatian, wahrscheinlich vom Jahre 1501, zuletzt im Besitze des
Kllnsthändlers White zu London. Vgl. darüber Weale im Beifroi III. 342. Er
bezieht sich überall auf urkundliche Nachrichten, von denen jedoch die von ihm
auf die Bilder 3 und 4 bezogenen, abgesehen von anderen Zweifeln, keine A11-
deutung über die Person des Malers geben, und die von dem zuerst genannten
Bilde sprechende, welche allerdings den Namen des "berühmten Meisters Gerhard
von Brügge" nennt, nicht näher ihrer Zeit und ihrem Ursprung nach bezeichnet ist.
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