XXX
Carl
Biographie.
Schnaase? s
darauf, am 14. März, schreibt er: „Meine neueste Periode ist eine
etwas faule Periode. Es überfällt mich in der Regel gegen das Ende
der Collegien, wenn einer nach dem andern sich zum Aufbruch rüstet,
und jeder seinen Plan und seine Hoffnungen zum Abschiede auskraint
eine sehnsüchtige Unruhe. Wie den gefangenen Zugvogel zur Wan-
derszeit treibt sie mich im Käfig ziemlich zwecklos hin und her, und
das Arbeiten stockt eine Zeitlang bis der Paroxysmus sich von selbst
legt, oder irgend eine Kur ihm den Garaus macht. Zunächst hoffe
ich mich durch etwas mehr Bewegung hier herzustellen. In spätestens
14 Tagen sind alle Oollegien geschlossen, aber am 13. April ist der
Anfang wieder festgesetzt, und die Natur ist noch zu sehr zurück,
um eine Reise mit Genuss zu versprechen. Den Anfang der Ferien
bleibe ich auf alle Falle hier. Nimmt meine Wanderlust sehr zu und
erwacht das Jahr diesmal zusehends früh, so mache ich mich etwa
Anfang April plötzlich auf, so wie ich im vorigen Jahre von Heidel-
berg von einem Nachmittagsspaziergange plötzlich verschwand und
eine Reihe von Tagen wegblieb, ohne Jemand etwas wissen zu lassen."
26. April: „Die Ferien sind jetzt vorüber und ich habe die
Feiertage trotz des lieblichsten Frühlingswetters unbenutzt gelassen.
Zu einer weiteren Ausflucht war es zu spat geworden, nachdem mich
die ersten rauhen Tage abgeschreckt hatten. Mein letztes halbes
Jahr auf der Universität hat seinen Anfang genommen und ich will
es möglichst gewissenhaft benutzen; ist es ja doch die Henkersmahl-
zeit meiner Lehrjahre in gewissem Sinne. Während des Stillstands
der Collegien war meine liebste Erholung das Theater, namentlich
mehrere köstliche Opern. Das Theater ist in dem faden, staubigen
Berlin noch das Einzige, das sich mit Freuden geniessen lasst.
Mein Studirstübchen, ich bewohne seit dem 1. April mein Sommer-
quartier, ist allerliebst. In den warmen Ostertagen brachen aus den
Fruchtbaumen, welche mich umgeben, die Blüthen ohne Zahl hervor,
und nicht lange, so war die weite Strecke der zusammengrenzenden
Garten in ein wogendes Schneemeer verwandelt, über dem ich, wie
in einer freundlichen Gondel, sitze."
Am 6. Juli absolvirte Schnaase sein erstes juristisches Examen,
und am 26. Juli erhielt er auf sein Gesuch die Verfügung, dass er