Werke.
Dem Memling beigelegte
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Jahre (1494-1500) arbeitete und dafür mit der für damalige Zeiten
gewaltigen Summe von 480 Livres Parisis bezahlt wurde. Auch
scheint es, dass er der Aufgabe gewachsen war und sein Bild Beifall
erlangte, da der Rath nach der Aufstellung desselben einen Vorhang
von zwanzig Ellen grünen Taftes dazu machen liessl). Diese beiden
Bilder können nun zwar mit dem bereits 1473, also vor ihrer Ent-
Stehung, in der Marienkirche zu Danzig aufgestellten Gemälde nicht
identisch sein, aber alle diese Fälle dürften uns zur Vorsicht be-
stimmen und es rechtfertigen, wenn wir bei diesen und bei einer
Reihe anderer Gemälde, welche man Memling zugeschrieben hat, es
vorziehen, sie bis zur Entdeckung weiterer Nachrichten als Werke
unbekannter Meister zu behandeln.
Zu diesen dem Memling beigelegten, aber zweifelhaften Werken
gehört zunächst der kleine Flügelaltar der Münchener Pinakothek
(Kabinet Nro. 640-642, Höhe und Breite der Mitteltafel 1'
welcher auf der Mitteltafel die Anbetung der Könige, auf den Flügeln
aber die einzelnen Gestalten Johannes des Täufers und des h. Christo-
phorus, auf den Rückseiten grau in Grau die hl. Katharina und Bar-
bara enthält. Das Mittelbild ist dem Style Rogers van der Weyden
verwandt, aber steif und ziemlich schwach, die Arbeit eines minder
begabten Nachahmers oder Schülers; die Flügelbilder sind besser,
augenscheinlich von anderer Hand und haben das Eigenthümliche,
dass der landschaftliche Hintergrund mit besonderer Vorliebe und
Ausführlichkeit behandelt ist. Besonders wirksam ist in dieser Be-
ziehung das Bild des Christophorus, welcher, das liebliche Christkind
auf seiner Schulter, mit festem Schritte die heftig bewegte Fluth
eines mächtigen Stromes durchschreitet, der aus breiterem Bette
herabiiicssend sich eben durch ein dunkles Felsenthor gedrängt hat
und dabei die im Hintergründe aufgehende, jene heilige Scene mit
goldigem Lichte bescheinende Sonne wiederspiegelt. Die andere
Landschaft ist nicht minder ausgeführt und gelungen; ein enges Thal,
das einem kleineren Flusse zum Durchgange dient, der zwischen Fels-
stücken sich windet. Nach rückwärts sieht man auf bebautes Land und
eine Stadt im Hintergründe, während diesseits desselben das zerstückelte
Terrain offenbar die Wüste andeutet, in der Johannes mit dem Lamm
auf seinem Arme einsam steht. Der Maler dieser Flügel scheint also
mit Memling die landschaftliche Neigung getheilt zu haben, aber er
äussert sie in etwas anderer Weise; er ist weniger mit der Natur ver-
traut, gefällt sich in phantastischen Formen, die zwar zuweilen auch in
de Busscher
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