Simon Marmion.
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den Schmuck der Bücher vorausschicktl). Auch finden wir in den
Rechnungen Philipps des Guten, dass dieser bei ihm ein mit Male-
reien geschinücktes Breviariuin und zwar für einen sehr hohen Preis
bestellte, wobei der rechnungführende Beamte "Marmion geradezu als
vßchreiber", d. h. als Inhaber einer Schreiberwerkstätte, bezeichnet?)
Jedenfalls indessen beschränkte er sich nicht auf Miniaturen; nicht
bloss ergiebt sich dies aus den Worten der Grabschrift, sondern wir
wissen auch anderweitig von mehreren grösseren Gemälden seiner Hand.
Ausser den bereits erwähnten Bildern in Amiens und in Löwen und
dem Altargemälde der Lucaskapelle zu Valenciennes, das in der
Grabschrift und in anderen gleichzeitigen Schriften rühmend erwähnt
ist, besass auch die Johanniskirche dieses seines Wohnortes mehrere
Gemälde von ihm, deren Untergang bei einem Brande im Jahre 1520
beklagt wurde. Leider aber ist auch nicht ein einziges beglaubigtes
Werk von ihm erhalten, das uns einen Anhaltspunkt für weitere
Forschungen gewähren könnteß). In ihm den Urheber des Danziger
1) J'ay decore par art et sens acquis Livres, tableaux, chappelles et autels
- Telz que pour lors ne sont guerre de tels.
2) De Laborde a. a. O. p. 496 Nr. 1922. A Simon Marmion, escripvain, demon-
rant a Valenchiennes, la somme de 100 livres que mon dit Seigneur luy a fait
delivrer comptant sur les ouvraiges et estoifes-quil doit faire a ystorier, enluminer
et mectre en fourme ung breviare. Er arbeitete daran 3 Jahre (1467-1470) und
scheint dafür im Ganzen die bei dem damaligen Geldwerthe sehr bedeutende
Summe von 490 Livres 15 Sous empfangen zu haben. Michiels a. a. O. p. 382.
Dieser Schriftsteller vermuthet, dass dies das Breviarium der königlichen Bibliothek
im Haag sein werde, welches, wie das wiederholt angebrachte Bildniss und Motto
Philippls erweist, für ihn gemalt und mit sehr zahlreichen, aber grau in Grau
ausgeführten, sehr feinen und ausdrucksvollen Miniaturen geschmückt ist, und bei
dem Passavant (im Kunstbl. 1841 S. 35) und Waagen (Handbuch I. 133) eine Mit-
wirkung Memlings angenommen haben, welche mir indessen durch die mangelhafte
Behandlung der Landschaft ausgeschlossen scheint. Ob dies das in Marmionls
Werkstatt ausgeführte Buch sei, muss dahingestellt bleiben. Die bescheidene Be-
handlungsart scheint dem hohen Preise nicht zu entsprechen, und jedenfalls liegt
auch nicht die Spur eines Beweises dafür vor.
ß) Michiels a. a. O. weist ihm eine Reihe von Bildern zu. Darunter auch die
obenerwähnten Gemälde mit dem Leben des h. Bertin aus der gleichnamigen Abtei
in St. Omer, bei denen durch eine Inschrift die Entstehung im Jahre 1455 und
durch eine Notiz in den Papieren des Klosters die Anfertigung durch einen „Ar-
beiter aus Valenciennes" festgestellt sei. Da Marmion im Jahre 1455 noch nicht
in Valenciennes wohnte, und seine Geburt in dieser Stadt nicht erwiesen ist, so
ist dieser Beweis hinfällig. Noch Schwächer sind die Gründe bei den anderen
Bildern. Herr Michiels glaubt aus den schwülstigen YVortspielen der Grabschrift
entnehmen zu dürfen, dass Simon Marmion ein schwermüthiger, von, Todesgedanken
erfüllter Künstler gewesen und hält sich dadurch berechtigt, ihm Bilder, in