XXVIII
Biographie.
Carl Schnaasefs
SO
ganz
anders ,
ja
meine
Denk-
und
Lebensweise
in
vielen
Stücken
gar nicht mehr dieselbe."
Das Landwehrbataillon, in welchem Schnaase nun sein Dienstjahr
abmachen wollte, war geschlossen und überzahlig, er konnte nicht
eintreten. Auch andere Bemühungen scheiterten für den Augenblick,
und so schob er die lästige Pflicht abermals hinaus und beschloss
gänzlich den Studien zu leben, um am Schluss des Sommersemesters
sein Examen zu machen. Nach demselben wollte er nach Danzig
gehen, in den Staatsdienst eintreten und das Militarjahr damit verbinden.
Nun begannen jene philosophischen Studien, die ihn tief ergriffen
und über die er selbst sagt: „Ich folgte im Herbst 1818 Hegel nach
Berlin, hörte seine Vortrage, las seine Schriften, studirte dabei eifrig
ältere und neuere Systeme, und belegte nur um meine Immatriculation
zu rechtfertigen, irgend ein juristisches Collegiuni. Jedoch weit ent-
fernt, mich zu befriedigen, beunruhigten mich innerlich diese Studien
um so mehr, je mehr sie mich anzogen. Es ging mir, wie gewiss
vielen Anderen: ich suchte in der Philosophie, was sie nicht gewähren
konnte. Aufgewachsen in der Zeit, wo die Herrschaft eines dürftigen,
mattherzigen Rationalismus in der französischen Philosophie noch fast
ungebrochen war, empfanden wir ein religiöses Bedürfniss, die Sehn-
sucht nach einem festen Standpunkte für das innere Leben, und
glaubten die Befriedigung nicht in der Religion selbst, sondern in
der Wissenschaft zu finden. Diese Erwartung wurde getäuscht. Das
HegePsche System imponirte mir durch seinen weiten Gesichtskreis,
durch die Verbindung des Conkreten, nicht bloss der Natur, sondern
auch der Geschichte mit den Kategorien des logischen Gedankens.
Aber es kam mir doch vor, als ob ich nur eine tautologische Aus-
einanderlegung dessen erhielt, was ich schon im Bewusstsein hatte,
und dabei Gefahr lief, diese Abstractionen mit der Realität der Dinge
zu verwechseln, mich in ihnen zu verlieren."
Wenn Schnaase die tiefere Befriedigung, welche seine religiös
angelegte Natur von der Beschäftigung mit der Philosophie erwartete,
nicht aus ihr schöpfte, so ist doch diese von einem solchen Einfluss
auf sein wissenschaftliches Leben geworden, dass wir uns seine spätere
hohe Bedeutung auf dem Gebiet der kunstgeschichtlichen Darstellung