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Schlusse des fünfzehntepJahfhunderts.
am
Die niederländische Malerei
Albert in Kensington bei London eine Madonna ähnlich der zu Brügge
befindlichen des Newenhoven, endlich mehrere andere in England,
Italien, Paris u. a. a. '
Neben diesen miniaturartigen Bildern ist eine Reihe von Porträts
zu nennen, welche sämmtlich unter Lebensgrösse und von sauberster
Ausführung unsres Meisters würdig sind. So im Museum zu Ant-
werpen das eines Prämonstrateuser Chorherrn und das eines Herrn
aus der Familie greif), ein Brustbild des hl. Benedict und ein männ-
liches Bildniss mit der Jahreszahl 1487 in den Uffizien zu Florenz,
endlich das Porträt des Anton von Burgund, Bastard Philipps des
Guten, in der Dresdener Galerieß). [Es wäre hier noch einer ziem-
lichen Anzahl anderer Bildnisse von lilemlings Hand zu gedenken,
z. B. des sehr schönen männlichen Porträts Nro. 23 im Museum zu
Brüssel und der Nummer 780 in den Ufüzien. Memling ist nicht
nur der productivste, sondern neben Jan van Eyck auch der hervor-
ragendste Bildnissmaler der altflantlrischen Schule]
Unter den grösseren Bildern, die man Memling zuschreibt, ist
das berühmte Altarwerk in der von dem Domherrn Greverade 1501)
gestifteten Kapelle des Doms zu Llibiglc ungeachtet seiner grossen,
unserm Meister ungewöhnlichen Dimensionen, vermöge der Ueber-
einstimmung des Styls mit seinen Werken in Brügge, das zuverläs-
sigste. Es ist durch doppelte Flügel geschlossen und zeigt im
Aeussern grau in grau gemalt die ilerkündigung; demnächst nach
der Oeifnung des ersten Flügelpaares die vier Patrone der Kapelle,
St. Johannes den Täufer, St. Hieronymus mit seinem Löwen, St. Aegi-
dius mit dem Reh und St. Blasius, endlich nach Eröffnung der inne-
1) Waagen Handbuch I. 121 E. Besonders eine Madonna und Heilige mit den
Bildnissen der Stifter in Chiswick und ein St. Christoph in Hollceshall, beides
Landsitze des Herzogs von Devonshire und eine Kreuzabnahme in Eulield. Crowe
und Cavalcaselle a. a. O. II. 143 [und deutsche Ausgabe, S. 300 HI]
9) Nro. 253, 254 des Kat. [Das letztere Bildniss steht Roger näher als Mem-
ling, und wird diesem auch Nro. 253 wohl mit Recht abgesprochen] Dass das
reizende Altärchen im Museum zu Axitwerpen Nro. 37-40 mit der Madonna und
einem Christus nebst den Bildnissen zweier Aebte der Abtei des Dunes bei Brügge,
nicht von Memling (dem es Passavant im Kunstbl. 1843 Nro. 62 zuschreiben wollte),
sondern von einem späteren Nachahmer herrührt, ist ausser Zweifel, da es die
Jahreszahl 1499 trägt, also mehrere Jahre nach seinem Tode (1495) gemalt ist.
Eine Abbildung im Messager de Gand 1829-30. Der früher vielgerüllmfe Christus-
kopf der Münchener Pinakothek (Kali. Nro. 643) ist eine Nachahmung des Eyekn
sehen Christuskopfes im Berliner Museum und unsres Meisters nicht würdig.
a) Nro. 1719. Vgl. die Abbildung und die für Memling sprechenden Gründe
in dem Aufsatze von Jul. Hühner im D. K. Bl. 1852 NrO. 26-