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Malerei am
Die niederländische
des fünfzehnten Jahrhunderts.
Schlusse
dies wiederlegt und richtige, wenn auch noch nicht erschöpfende
Kunde von ihm gebrachtl). Jahr und Ort seiner Geburt sind noch
immer unbekannt; die städtischen Urkunden von Brügge geben keine
Spur, dass eine Familie seines Namens dort bestand, es ist daher wahr-
scheinlich, dass er von ausserhalb hingezogen 2). Sein Vornamen wird
fast nie in der in den Niederlanden üblichen Form Jan, sondern stets
nach deutscher Weise: Hans geschriebeng). Indessen sind haltbare
Beweise über seine deutsche Abstammung nicht beigebrachtä. Da-
I
1) Die Schreibart seines Familiennamens ist (wie das in dieser Zeit sehr häufig
vorkommt) wechselnd, z. B. Memlink, Memlync, Memelinc, Memmelinc, Merlinc,
Meenlync, Meynlinc, auch van Memlynk und zwei Mal sogar van Memmingen.
2) Dass van Mander und Lemaire in der Couronne margaritique (Pinchart zu
Crowe II. p. 222) ihn „v0n Brügge" nennen, beweist natürlich nichts für seine
Geburt, und der Umstand, dass das Johannishospital nur Eingeborene oder Leute
aus Maldeghem aufgenommen habe, hat keine Bedeutung, da eben seine Aufnahme
in diesem Hospital eine unerwiesene Sage ist.
3) Bemerkenswerth ist, dass er einmal sogar (bei Weale a. a. O. S. 48) Meester
Jan Han s de scildere genannt wird, also in beiden Sprachen, gleichsam mit einer
Uebersetzung der fremden Form. Die Form Hans kommt (wie Weale bemerkt)
in dem Archive von Brügge nur drei Mal vor und immer bei Deutschen. In der
Rolle der Genter Malerzunft führen 17 Maler diesen Namen, aber sammtlich
Fremde, Deutsche, Holländer, Friesen oder doch Belgier, die im Auslande wohnen.
Dazu kommt denn, dass der fiandrische Geschichtschreiber van Vaernewyck unter
den Malern, deren Werke man in Brügge zahlreich fände, neben Hugo van der
Goes und Roger „den duytschen Hans" nennt, was (wie Ruelens zu Crowe II.
p. 152 ausführt) nur auf Memling bezogen werden kann. Weale vermuthet daher,
dass dieser deutschen Ursprungs gewesen. Darauf könnte auch der Umstand
deuten, dass er selbst seinen Namen mit deutscher Endung: Memling schreibt,
während die Urkunden ihm die der fiandrischen Sprache mehr zusagende Endung:
inc geben.
4) Die Annahme, dass er aus Constanz stamme, die eine Zeit lang viel er-
örteit wurde, knüpfte sich an den Familiennamen: Hemling, den man dort ent-
deckt hatte und, fallt also jetzt fort. Später hat Wolfgang Müller (Kölnische
Zeitung 1861 Nro. 346) die Vermuthung aufgestellt, dass unser Meister identisch
sei mit einem Hans von Memmingen, der (nach Merlo, Nachrichten von Köln.
Künstlern S. 134) in Köln ansässig war und mit seiner Ehefrau Margaretha in
Urkunden von'1453 bis 1456 wiederholt vorkommt, dann aber verschwindet und
erst wieder 1491, nun aber als verstorben erwähnt wird, indem die Kinder dieser
Eheleute die von diesen hinterlassenen Grundstücke unter sich vertheilen. Man
könnte hiernach annehmen, dass Meister Hans bald nach 1456 nach Brügge ver-
zogen sei, während seine Kinder dort geblieben und seine Grundstücke unverkauft
erst nach seinem Tode unter dieselben vertheilt seien. Die Brüggischen Ur-
kunden widerlegen diese Vermuthung nicht gerade; er wird erst 1477 genannt,
kann seine dortige Ehefrau Anna nach dem Tode jener Margaretha geheirathet
haben, und sein Tod, von dem wir nur wissen, dass er zwischen 1487 und 1495
fallt, kann möglicherweise schon vor 1491 eingetreten sein. Allein, wenn auch in