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Malerei am Schlusse des fünfzehnten Jahrhunderts.
Die niederländische
f desselben bezeichnete 1). Auch bestätigen die einzigen einigermaassen
beglaubigten Bilder dieser Schule, die auf uns gekommen sind, die
des Gerhard von St. Jans, diese landschaftliche Richtung der alt-
holländischen Schule und berechtigen uns dadurch, einige in unsern
Sammlungen vorkommende Bilder, welche der flandrischen Schule
verwandt, aber durch die Behandlung der Landschaft, durch die
weiche, ins Graue fallende Schattirnng, durch die scharfe, eckige
Zeichnung und die Neigung zu derben], an Uebertreibung streifenden
Gefühlsausdruck von ihr verschieden sind, für Ueberreste der hollän-
dischen Schule zu halten Für die Geschichte dieser Schule reichen
diese dürftigen Ueberreste nicht aus, und der Umstand, dass sie
selbst im Inlande fast vergessen wurde und dass das Ausland sie
übersah und mit der ilandrischen Schule verschmolz, beweist, dass
sie im Verhältniss zu dieser nur eine untergeordnete Stellung ein-
nahm. Aber dennoch hatte sie gewisse Eigenschaften, namentlich das
eigentlich Malerische, die Verschmelzung der Einzelheiten zu einem
Ganzen und in Verbindung damit das Landschaftliche im modernen
Sinne des Wortes weiter ausgebildet, als die iiandrische Schule, so
dass die Verbindung beider Schulen durch unsern Dierick auch für
diese als eine Bereicherung erschien.
Es geschah dies indessen sehr geräuschlos. Wir finden keine
Spur, dass Dierick eigne Schüler gebildet hatte, die als "solche sich
geltend machten und von den Anhängern der älteren iiandrischen
Meister unterschieden. Wohl aber übte er auf seine Zeitgenossen
einen Einfluss aus, der fortan in der weiteren Entwickelung der Eyck'-
sehen Schule nachwirkte. Vor Allem erkennen wir diesen Einfluss
bei dem, der nach dem Tode Rogers van der Weyden und Diericläs
die erste Stelle unter den niederländischen hlalern einnalnn, bei Hans
hlemling von Brüggeä). Auch dieses ausgezeichneten Künstlers
1) Notizia (Popere di disegno, Bassano 1800 p. 76. In casa del Cardinal
Grimano le molte tavolette de paesi per la maggior parte sono de mano de Alberto
de Olanda.
2) Das vorzüglichste dieser Bilder ist eine Kreuzabnahme im Belvedere zu
Wien (Saal II. d. altd. Schule Nro. 12) von sehr kleiner Dimension (1 F. 1 Z- 11.,
8ll2 Z. br.) aber von grosser Tiefe und Wahrheit der Empfindung. Passavant im
Kunstbl. 1841 S. 39 schrieb es dem Albrecht von Ouwater zu, was Waagen, WienS
Kunstdenkmäler I. S. 181, mit Recht als zu gewagt zurückweist. Die Kiermutliung
des holländischen Ursprungs bei diesen und einer grossen Zahl minder bedeutender
Bilder ist um so mehr begründet, als diese Eigenthümlichkeiten sich auch bei den
holländischen Meistern vom Anfange des 16. Jahrhunderts, bei Cornelis Exigel-
brechtsen und Lucas von Leyden erhalten haben.
a) Die Ermittelung genauer urkundlicher Nachrichten über unsern Meister aus